August

31. August 2008

Wir schreiben die Koordinaten 37°36`N 000°59`W

Cartagena – und unser erster Bericht von der Westhalbkugel!

Resümee der letzten Tage:
316 Seemeilen entlang der Costa Dorada, der Costa del Azahar und der Costa Blanca.
Letztere, benannt nach ihren weiß leuchtenden Sandstränden, enttäuschte uns landschaftlich mit den kilometerlangen riesigen Hochhauskomplexen. Unser Küstenhandbuch über die Spanischen Gewässer aus dem Jahre 1992 beschreibt die Gegend hier nur mit endloslangen Palmenwäldern und Dattelbäumen – so muss es wohl noch gewesen sein – im vorigen Jahrtausend!

Unseren geplanten Ruhetag, verbrachten wir stundenlang in der schweißtreibenden Hitze unseres Motorraums bzw. tauchend im pechschwarzen, dreckigen Hafenbecken von Alicante!
Zielführend war jedoch der Mechaniker, den wir schlussendlich holen mussten und der uns vom Plastikmüll im Kühlsystem befreite, den wir uns in dem hierfür berüchtigten oben genannten Hafen eingefangen haben.

Ungemütliche Wellen und ein nicht wirklich einladender Ankerplatz stimmen uns am folgenden Tag dazu, doch einen Abstecher in das Mar Menor zu wagen. Eine ca. 600 m breite Nehrung aus flachen Dünen, genannt La Manga, trennt diesen 11 Meilen langen und 5 Meilen breiten Salzsee praktisch in seiner gesamten Länge vom Mittelmeer ab. Mit 7,5 Knoten unter Motor rauschen wir unter der schwenkbaren Brücke durch und empfinden sofort absolute Urlaubsstimmung!
Mindestens eine Woche müsste man hier verbringen – aber auch ein bis zwei Tage würden uns schon reichen! Hannes träumt bereits vom gemütlichen Segeln in diesem Glattwasserrevier und ich sehe mich schon schnorcheln, schwimmen und schlafen, schlafen, schlafen…!
Doch als wir beim Frühstück die Gribfiles abholen und diese für die nächsten Tage vehemente Westwinde verkünden, lichten wir wortkarg und enttäuscht den Anker: Hasta la vista – paraiso terrenal!
Wenn wir unseren Termin am 6. September in Malaga einhalten wollen, dann müssen wir jetzt weiter!

So kämpfen wir wieder einen ganzen Tag lang, fast ohne Wind aber dafür mit den ungewöhnlich hohen Wellen und kommen zermürbt, müde und gereizt hier in Cartagena an. Dann passiert der „Crew“ (wem sonst?!) noch der Lapsus mit dem Bugstrahlruder! Kein Verlass aufs Personal – alles muss man selber machen!
Nach dem Anlegen noch schnell geduscht und mit dem rollenden Einkaufswagen bewaffnet ab in die Stadt, um endlich wieder unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen – haben wir in der Hitze des Gefechtes doch glatt vergessen, dass schon wieder Samstagabend und somit Wochenende ist!
Achhhhhh – an dieser Stelle würde hier normalerweise ein Wutausbruch stehen, aber wir sind ja zivilisierte, disziplinierte Menschen und so steht hier nur:

Liebste Nichten, Sarah und Selina, wo seid ihr, um uns mit eurem Esprit humorvoll über diese schweren Stunden unseres Seglerlebens hinwegzuhelfen? Ihr fehlt uns, Schnecken!

...so fühlten wir uns -bildlich ausgedrückt!

23. August

Barcelona – die Hauptstadt Katalaniens - Austragungsort der Olympischen Spiele 1992 – eine Hafenstadt der Superlative und der geeignete Ort, um lieben Besuch aus der Heimat zu empfangen.
Zwei interessierte Kinder und vier Erwachsene entdecken die Metropole auf unterschiedliche Weise.
Einen ersten Überblick erhält man mit der Fahrt auf dem Oberdeck des Bus Turistic. Auf diese bequeme Art kann man von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit tuckern, aussteigen und zusteigen wo und wann man möchte und nebenbei noch Cabrio-Atmosphäre genießen.

Obwohl an allen Ecken und Enden Antonio Gaudi präsent ist, wird die Stadt auch mit vielen weiteren bekannten Namen in Verbindung gebracht. Domenech, Puig, Miro, Picasso und Dali um nur einige zu nennen – alle haben sich hier in irgendeiner Form verewigt. Von 64 Kolumbus-Statuen auf der ganzen Welt steht übrigens die größte hier in Barcelona.

Durch die Austragung der olympischen Spiele 1992 hat sich die Stadt grundlegend verändert. Sie wurde zum Meer hin geöffnet und die zuvor unattraktive Hafengegend wurde zu einem Wohnviertel mit hoher Lebensqualität. Die Unterkünfte für die Teilnehmer der Olympiade wurden nach den Bewerben der Sportler und Behindertensportler zu exklusiven Eigentumswohnungen für die zahlungskräftigeren Katalanen umgewandelt. Außergewöhnlich war auch, dass die Durchführung der Spiele erst durch den Einsatz von 100.000 Freiwilligen möglich gemacht wurde.

Barcelona zu besuchen ohne auf den berühmten Rambles gewesen zu sein ist undenkbar. Tausendmal beschrieben, oft besungen und wahrscheinlich noch öfter fotografiert, jedoch nie ganz erfasst! Den über einen Kilometer langen „Innenhof“ Barcelonas teilen sich Bürger und Bettler, Millionäre und Müllmänner, Maler und Manager, Touristen und Taschenspieler, sowie Prostituierte und Kulturinteressierte.
Diese eigentümliche Mischung aus Wohlstand und Elend prägt bis heute das Gesicht dieser Flaniermeile.

Natürlich ist es auch ein Muss das größte Aquarium Europas im neuen Hafen zu besuchen. Dort kann man in einem 80m langen Unterwassertunnel aus Glas neben 30 Haien noch ungefähr 8000 Exemplare weiterer 300 Arten von Meerestieren bestaunen.

...auch mit Barcelona verbunden

15. August

„Warum tue ich mir so was an?“, und wieder so eine Überfahrt, während der ich mir das mehr als einmal denke!
Ich will euch erst gar nicht mit Details langweilen, kurz und bündig: es waren 19 Stunden fürchterliche Quälerei für Skipper und Crew, mit einer Sturmwarnung von 9 Beaufort im Nacken!

Dann sind wir endlich da: Der Eiffelturm Barcelonas, das „ Monument a Colom“ empfängt uns bei Sonnenaufgang und entschädigt für alles!
Da thront auf der 60 m hohen Säule majestätisch der angebliche Entdecker Amerikas und zeigt uns wo es langgeht!

Die Kolumbusstatue wurde 1888 anlässlich der ersten Weltausstellung errichtet und viele Katalanen können nicht verstehen, wieso man hiermit einen Mann ehrte, der mit seiner Amerikafahrt den Niedergang der Mittelmeermacht Katalonien einleitete. Versah Isabella von Kastilien doch nach der Entdeckung der neuen Welt 1492 Sevilla mit einem Monopol für den Amerikahandel, während Barcelona dieser Handel bis 1778 ausdrücklich verwehrt wurde – Begründung: Kolumbus hatte bei seinen Unternehmungen allein von der kastilischen Krone Unterstützung erhalten.

Trotzdem – die Statue macht sich gut hier zwischen der Rambla de Mar, der schwenkbaren Fußgängerbrücke durch die man zu den Marinas gelangt und den berühmten Rambles, die in das Zentrum führen.

Kolumbusstatue und Rambla de Mar

11. August

Sapperlot – das kommt mir aber spanisch vor….

Eigentlich schlage ich mich mit meinen Sprachkünsten ja immer ganz gut durch, spreche ich doch fließend Griechisch, recht passables Englisch und seit jüngster Zeit auch ein paar Brocken Italienisch!

Damit kann ich hier aber „baden“ gehen! Obwohl, ich muss zugeben, man muss hier nicht wirklich polyglott sein, denn in der Badewanne Europas sprechen eh alle deutsch!
Doch wer will schon einer von vielen sein?

Und so packe ich mein „

Hueber Spanisch ganz leicht“

aus, übrigens danke Gerhard – ist wirklich toll, und lerne seit gestern abend fleißig Spanisch – in diesem Sinne „hasta la vista Soller“ – auf geht es nach Barcelona – bleibt nur zu hoffen, dass die dort katalanisch sprechenden Spanier auch ein bisserl Kastilisch verstehen!

8. August

Ein Himmel wie Türkis, das Meer wie Lapislazuli und die Berge wie Smaragd – den ganzen Tag Sonnenschein und herrlich warm – oh ja das ist Mallorca!

Es gibt aber noch eine andere Seite: hoffnungslos überfüllte Badestrände, bereits seit Wochen ausgebuchte Marinas und somit Buchten in denen die Yachten keine 2 Bootslängen voneinander entfernt ankern müssen!

Port de Soller gehört mit seiner historischen Straßenbahn sicher zu einem der schönsten Plätze der Insel. Aber so richtig genießen können wir es hier nicht! Wir beobachten unsere Nachbarn, meist die mit der blau-weiß-roten Flagge, beim Ankermanöver und sind immer wieder entsetzt, wenn wir sehen, wie sie diese fahren.
Der Anker wird einfach runtergelassen und 20 m Kette draufgelegt – das ist es dann….zufrieden stellt der Skipper den Motor ab, ein Rundblick genügt und meist ist die vollständige Crew 10 Minuten später schon mit dem Dingi an Land gegangen.

Nachts, häufig gegen Mitternacht, nimmt der Wind zu, dreht und starke Böen blasen dann von der Tramuntana in die Bucht! Ihr könnt sicher nachvollziehen, weshalb wir dann die halbe Nacht im Cockpit verbringen und kein Auge schließen können – zumal vor 2 Tagen der Anker eines Motorbootes nicht gehalten hat und obwohl die gesamte Mannschaft im Cockpit saß, das Boot erst zum Stillstand kam, als es mit voller Wucht auf einen Katamaran stieß!

Bucht Port de Soller / Mallorca

5. August

Nicht genug damit, dass unsere Stephania eine 12-stündige Anreisezeit auf sich nehmen musste, um in Cagliari an Bord zu gehen, nun beginnt die Odyssee erst richtig!
Zwei Tage hat sie Zeit sich auf Sardinien von ihren Strapazen zu erholen, dann starten wir von Carloforte aus in Richtung Mahon/Menorca.
Unser Skipper fällt bereits vormittags wegen Fieber aus und so übernehmen wir „Mädels“ nun auch offiziell das Kommando.
Von den uns bekanntesten 3 Winden, haben wir anfangs den „zuwenig
“ genannten, danach den „aus der falschen Richtung“, nur „zu viel“ wurde uns zum Glück erspart. 

Bis zu 20 Knoten von 40 Grad gepaart mit bis zur groben 5-er See – wir beschäftigen uns die folgenden 30 Stunden mit „reffen“ und „ausreffen“ von Genua, Gross und Besan und wir machen manchmal bis zu 7 Knoten Fahrt!
Cayenne hat ziemliche Lage und der Gang zur Toilette ist jedes Mal eine Herausforderung.
Aber wir sind ja bestens ausgestattet: mit Lasonil bekämpfen wir unsere blauen Flecken, Fenistil gibt’s für Steffis Sonnenallergie, Vertirosan und Travelgum helfen gegen die Übelkeit und Hannes wird vollgepumpt mit Aspirin und Tee!

Entschädigt werden wir durch einen 65 cm langen Thunfisch, der noch am ersten Tag anbeißt.
Es hilft nix, da muss auch Hannes aus dem Bett und anpacken! Segel rein, um die Geschwindigkeit zu verringern und mit vereinten Kräften holen wir den Kerl ins Boot!
Ein Prachtexemplar und die Mahlzeit für die nächsten Tage ist somit gesichert!

Am 3. Tag, 202 Seemeilen und fast 39 Stunden später, laufen wir endlich in den fjordartigen Naturhafen von Mahon ein.
Der Skipper hat das Ruder für die Ansteuerung an Land wieder übernommen und führt uns sicher in die sehr enge und mit Segelschiffen überfüllte Bucht.

Ein wirklich hübscher Fang!