Juni

29. Juni 2008

Sizilien – die größte Insel im Mittelmeer.
Hier ist nicht Italien, wie uns Samuele sofort erklärt, als wir in seiner Strandbar unser erstes „birra grande“ bestellen.
Wir liegen in der hinreißenden Bucht unter Siziliens angesagtestem Ort: Taormina!
In dem touristischen Bergdorf befindet sich noch gut erhalten ein altes griechisches Amphitheater aus der Zeit um 300 v. Chr.
Hier genießt man durch die Säulen der Bühne einen atemberaubenden Ausblick auf den in Wolken verhüllten Ätna, auf die Strasse von Messina und das italienische Festland.

Ein Ausflug nach Francavilla zu den Schluchten von Alcantara wird den Pauschaltouristen für Eur 30,-- pro Person angeboten. Wir bevorzugen den öffentlichen Bus für Eur 2,40 und fahren durch die anmutige Landschaft zu den, vom Fluss in die Lava eingeschnittenen, fruchtbaren Tälern.
Im Flussbett nehmen wir ein kühlendes Bad, folgen dem Wasserlauf und sind beeindruckt von den basaltischen Felswänden, die steil nach oben ragen.

Noch mehr beeindruckt uns die sizilianische Liebenswürdigkeit, als uns ein Ausflugsbus aus Palermo auf dem Rückweg an der Bushaltestelle einfach auffordert einzusteigen.
Sein nächstes Ziel sei ohnehin Taormina! Was für ein Hallo!
Wir werden über das Mikrofon herzlich willkommen geheißen und als Zucchero über die Lautsprecher ertönt klatschen und singen alle begeistert mit.

Taormina auf Sizilien

26. Juni

Viele sympathische Menschen trifft man beim Segeln in fremden Gewässern, die man oft gerne länger um sich hätte.
Aber zugleich drängt uns etwas aufzubrechen und weiterzusegeln.
Ist es gerade diese Unstimmigkeit, die flüchtige Bekanntschaften so kostbar macht?
Von Beginn an weiß man, dass man sich bald wieder trennen wird.

Italo und Carmen aus Venezuela

Wir beschließen nun doch Saline Joniche anzulaufen – den Hafen, den wir vor 2 Jahren nicht nur wegen der beschriebenen Versandung in der Einfahrt, sondern auch wegen des Raubüberfalls gemieden haben, der hier auf einen skandinavischen Segler vor ein paar Jahren stattgefunden hat.

Unser Echolot zeigt bei der Einfahrt mehr als 6 m Tiefe, aber passieren wir den Betonblock, der die Durchfahrt in den Hafen teilt, nun steuerbord oder backbord?
Mein Bauch sagt „steuerbord“ und mein Skipper vertraut dem weiblichen Instinkt.

Unser Anker hält gut auf 10 m im Hafenbecken und in der Dunkelheit der Nacht erhaschen wir einen atemberaubenden Blick auf den Ätna.
Tagsüber sieht man nur weißen Rauch vom Gipfel aufsteigen, nun schlängelt sich orangerot ein leuchtender Lavastrom vom Krater talwärts.

Wir können es beide kaum erwarten die „Himmelssäule“, wie der Ätna von den alten Griechen genannt wurde, aus nächster Nähe zu besichtigen.

23. Juni

Kein Wind, kein Internet, kein Stress....so lässt es sich leben hier in Roccella Ionica.
Eigentlich wollten wir uns nur zwei Tage aufhalten, sind aber noch immer hier und genießen Spaghetti Frutti di Mare, Risotto Marinara, Gelati und die unter Seglern weithin bekannte Pizza, die hier in Größen ab ½ m angeboten wird.

Damit sich das nicht gleich um die Gürtelzone anlegen kann, spazieren wir täglich entlang der 3 km langen, mit Palmen und Oleandersträuchern gesäumten, Uferpromenade und erreichen dann das Zentrum, das den Charme einer typisch kalabrischen Kleinstadt ausstrahlt.

Unmittelbar an die Marina grenzt ein weißer Sandstrand, wo wir bei 40 Grad im Schatten eine Abkühlung im glasklaren Wasser genießen können. Dadurch fallen selbst die wenigen Arbeiten am und im Boot schon wesentlich leichter.
Hier kann man nämlich eine Industriewaschmaschine nutzen und das zu einem sensationellen Preis.
Die Segler unter euch können sich vielleicht vorstellen, dass ich bei so einem Angebot sehr oft zwischen Waschmaschine und Boot unterwegs bin.

Dann gibt es auch hier die obligate Burg über der Stadt, welche wir noch erklimmen wollten. Zum Glück erfuhren wir rechtzeitig von Stegnachbarn, dass diese, atemlos und völlig verschwitzt oben angekommen, vor verschlossenen Türen wieder Kehrt machen mussten.

Bei dieser Hitze wird an Bord nicht gekocht und beim gestrigen Abendessen haben wir inmitten von zahlreichen Einheimischen das Ausscheiden der hiesigen Nationalmannschaft vor einer riesigen Leinwand miterlebt.

Eigentlich interessiert uns Fußball nicht, aber die Begeisterung der Italiener hat auf uns übergegriffen und wir haben uns, wie auch die an unserem Tisch sitzenden Kanadier und Schweizer, dabei ertappt, dass wir die Daumen für die Italiener gedrückt haben! Das ist wahrscheinlich auch auf die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Menschen hier in der Region zurückzuführen…

23. Juni

Strandpromenade und Hafeneinfahrt

19. Juni

Unsere Cayenne ist taunass, die Sonne strahlt wie eine glühende Kugel von Osten und es ist warm, obwohl erst 6:30 Uhr morgens, als wir die Leinen losmachen in Preveza.
Die ersten Stunden werden wie vorhergesehen motort und wir genießen das heiße Wasser, das wir dadurch beim Duschen haben.
Kurz nach Mittag setzt er ein, der prognostizierte Südwind, zuerst recht moderat, doch nachmittags immer stärker werdend.
Der Abend bricht herein und Cayenne galoppiert wie ein junges Pferdchen mit 7-8 Knoten bei ca. 5 Beaufort.
Wir haben einen Biss an unserer neu montierten Anglervorrichtung, doch vom Fisch erspähen wir nichts, wir können beide nur ungläubig zusehen, wie sich 350 m unserer Anglerschnur, die weit mehr als 30 kg aushalten soll, von der Spule abwickeln, obwohl die Sperre aktiviert war…

Es ist Vollmond, ein paar Sterne funkeln um die Wette mit dem leuchtenden Himmelskörper, der unsere Backbordseite wie ein Scheinwerfer anstrahlt.
Wir sind ganz alleine, kein einziges Schiff in Sicht.
Nur Cayenne, wir und das Ionischen Meer, absolute Stille, wohltuende ganzheitliche Ruhe umhüllt mich, als ich meine Wache um Mitternacht halte.

Auch den ganzen folgenden Tag bläst Südwind, tolles Segeln, nur leider haben wir auch eine wachsende Dünung von Südwesten, die uns beiden den Magen ordentlich durcheinander wirbelt. Wir versuchen es mit Travel Gum, der zwischendurch auch gut hilft, doch Appetit haben wir beide keinen mehr und wir beginnen müde zu werden.
Hannes schont mich sehr und nur noch einmal übernehme ich die Wache für drei Stunden, damit er sich ein wenig ausschlafen kann.

Es ist noch nicht ganz Mitternacht, als wir in den verschlafenen Hafen von Roccella Ionica am Festland Italiens einlaufen. Die Ansteuerung ist nachts laut unserem Küstenhandbuch wegen Versandungen gefährlich, doch da wir schon vor 2 Jahren hier waren, ist es für meinen Skipper beinahe ein Kinderspiel.

Wir sind beide sehr erleichtert, als wir einen guten Platz für Cayenne längsseits an der Mole finden und genießen dann noch unsere Mahlzeit für diesen Tag: ein Stückchen frisch gebackenes Sonnenblumenbrot mit Butter! Eine heiße Dusche und danach fühlen wir uns wie im siebenten Himmel in unserem Bettchen und schlafen bis uns drei Italiener in blütenweißer Uniform wecken und uns höflich bitten, die Mole für die Fischerboote zu räumen.
Uns wurde ein Liegeplatz in der anschließenden Marina angeboten, den wir für die nächsten 5 Tage kostenlos nutzen dürften.

16. Juni

Seit Tagen sind wir permanent damit beschäftigt, die Wetterlage abzufragen und zu studieren.
Aus den vielen unterschiedlich lautenden Wetterprognosen haben wir nun Informationen erhalten, die uns glauben lassen, dass morgen in der Früh der geeignete Zeitpunkt zum Starten unserer Überfahrt nach Italien ist.
Ob unser Ziel der Südzipfel vom Stiefel oder doch Sizilien ist, das lassen wir noch offen, abhängig von den Windverhältnissen...

Aufgrund der unsicheren Wettersituation lässt sich nicht abschätzen wie lange die Überfahrt dauern wird, nach Roccella Ionica sind es von hier ca. 220 Seemeilen und nach Syrakus auf Sizilien sind es ca. 300 Seelmeilen.

In unserem Salon hängt eine kleine Blattgoldikone neben einem runden blauen Keramikauge.
Das Auge soll uns vor dem bösen Blick bewahren und die Ikone, ein Geschenk von Hannes Mama, zeigt den heiligen Nikolaus – den Schutzpatron der Seeleute.
Heute betrachte ich dieses Bildnis besonders lange, und ich bin überzeugt, stets und ständig hält er seine schützende Hand über uns!

Der heilige Nikolaus, Schutzpatron der Seefahrer

12. Juni

Bis vor einer Woche hatte ich noch keine Ahnung, dass es den Ambrakischen Golf überhaupt gibt, geschweige denn wo er liegt!
Aber ich hab ja mein Universalgenie neben mir und auch ein paar allwissende Bücher und so findet man ja viel, wenn man sich auf Suche begibt!

Durch die Meerenge von Preveza in Richtung Osten gelangt man in dieses wunderschöne, beinahe unberührte Segelrevier.
Um das Erbe des ermordeten Cäsar wurden hier zwischen Octavianus und Marcus Antonius 31 v. Chr. heftige Kämpfe ausgetragen.
Octavian erbaute später zur Erinnerung an seinen Sieg die „Siegerstadt“ Nikopolis und auch rund um den Golf gibt es viele antike Orte.

Wir ankern schon seit ein paar Tagen vor dem kleinen Inselchen Koukouvitsa, welches mit einer sehr geschmackvollen Bogenbrücke aus Stein mit dem Land verbunden ist. Ein ca. 10 min. Fußweg führt uns dann in die Stadt Vonitsa, über der majestätisch eine venezianische Burg thront. Von dort oben genießt man einen märchenhaften Ausblick über den Golf.

Hier fühlen wir uns wohl und ergötzen uns an der paradiesischen Natur, schlemmen selbst gemachte Pizza oder grillen am Strand, lernen reizende Menschen kennen und frönen einfach unserer Leidenschaft: dem Dolcefarniente – bis Aeolus uns den passenden Wind schickt, um nach Italien segeln zu können.

Vonitsa im Ambrakischen Golf

8. Juni 2008

Das Komboloi

Direkt an der Mole in Preveza liegen wir mit unserer Cayenne und warten auf konstanten Ostwind, um nach Sizilien übersetzen zu können.

Visavis säumen schicken Bars und Kaffeehäusern die Fußgängerzone entlang des Hafens.
Die griechischen Kaffeehäuser sind zunächst einmal Gelegenheit zum Sitzen und in zweiter Instanz ein Platz, wo man unter anderem auch ein Tässchen griechischen Kaffees in Begleitung mehrerer Gläser eisgekühlten Wassers trinken kann.
Da sitzen die Griechen dann stundenlang sinnierend und diskutierend und hin und wieder entdeckt man einen älteren Mann, der da alleine sitzt und sich dem verlorenen Spiel mit dem Komboloi hingibt.

Mir ist keine deutsche Übersetzung für das Komboloi bekannt, es ist eine Kette, die einst aus Bernstein war und heute aus Kunststeingliedern besteht und in der Hand des Hellenen nicht zur Ruhe kommt.

Was ich als „männliches Spielzeug“ bezeichne, ist aber angeblich weit mehr – denn es lenke von der Zigarette ab und eigentlich sei es ein psychotherapeutisches Allheilmittel.
Es entspannt den Nervösen, es beruhigt den Verhetzten, sammelt den Zerstreuten und konzentriert die Gedanken, wenn sie wie Vögel davon flattern wollen – man lasse die Kugeln nur durch die Finger gleiten.

Ich werde jetzt gleich mal zum nächsten Kiosk laufen und ein paar dieser mächtigen Zauberketten kaufen, um sie bei meinem nächsten Heimaturlaub als Souvenir mitzubringen.
Eines werde ich aber gleich für mich abzweigen - vielleicht wirkt diese Magie ja auch bei Frauen...

3. Juni 2008

Nahezu die ganze griechische Bevölkerung gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an.
Der Einfluss der Kirche ist im privaten wie im öffentlichen Leben hier sehr groß und auch unser Gast an Bord gehört dieser Glaubensgemeinschaft an.
Selbstredend, dass wir in den letzten Tagen ziemlich jede Kirche auf Zakynthos und hier in Argostoli auf Kefallonia besichtigt haben.

In Zakynthos gilt der Hl. Dionysos als Schutzpatron der Insel und hier in Kefallonia ist es der Hl. Gerasimos.

Weithin sichtbar liegt in einer Ebene das Gerasimo-Kloster, das bedeutendste und größte Kloster der Insel.
Die Gebeine des Heiligen Gerasimos werden hier in einem Slbersarkophag in der alten Klosterkirche aufbewahrt.
In einer kleinen Höhle unterhalb dieser Kirche soll der Mönch einige Zeit als Eremit gelebt haben.

Wir waren natürlich auf seinen Spuren unterwegs und in dieser Höhle ca. 3 m unterhalb der Erde war mir schon ein bisschen mulmig.
Eine Stahlleiter führte durch einen sehr engen feuchten Gang in die Tiefe und die Höhle selbst war keine 10 m2 groß.

Da bin ich mir doch wieder bewusst, wie viel Luxus und Komfort wir auf unserer Cayenne genießen und gleich haben wir ein kleines griechisches Meze auf unserem Boot vorbereitet und mit unseren Freunden einen wunderbaren Nachmittag verbracht.

Katerina beim Vorbereiten des Meze

2. Juni

Wie ihr sicher bemerkt habt, war es seit einiger Zeit nicht möglich sich in unser Gästebuch einzutragen.
Wir haben den Fehler nun behoben, aber leider sind dabei all die schönen Beiträge von euch verloren gegangen.
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir wieder zahlreiche Einträge erhalten würden.

1. Juni

Heute ist nicht alle Tage – wir sehen uns wieder - keine Frage!

Das waren die Worte, als uns Pink Panther im April in Marmaris verließ.
Recht hatte er und so wollte es das Schicksal, dass wir uns hier im Ionischen Meer wieder trafen.
Dies genau zu einem Zeitpunkt, als Hans schon wieder einen seiner Geburtstage „erlitt“.

Dieser Ehrentag begann vorerst ziemlich turbulent. Wir mussten alle weg von der Mole und mittels Buganker mit dem Heck anlegen, weil stärkerer Wind und erheblicher Schwell zu erwarten waren.
Hannes wollte dann auch gleich Pink Panther beim Anlegen helfen und fiel dabei zwischen Boot und Mole ins Hafenbecken. Durch Uli und einem herbeigeeilten jungen Ehepaar wurde Hannes unter Aufwendung enormer Kraftanstrengung aus dem schmutzigen Hafenbecken geborgen.
Die leichten Verletzungen hinderten ihn aber nicht daran anschließend entsprechend auf Hans Geburtstag mit anzustoßen.

Gefeiert wurde gebührend mit Sekt und selbstgebackenem Kärntner Reindling und wir hoffen noch bei vielen Feiern am „Party-CAT“ dabei sein zu können.

1. Juni

Hans` Geburtstag in Argostoli