FP - Tuamotus

Raroia - Kon Tiki Ankerplatz 10. Juni 2016

Der Wind kam dann doch erst am Freitag, aber fürs Warten wurden wir mit einem Bilderbuchsegeltag belohnt. 24 Stunden Winde aus 60-70 Grad, kaum Welle, wolkenloser Himmel und Sonnenschein. Ich verbrachte diese erste Nacht mit meinem IPod im Cockpit und konnte mich nicht satt sehen an dem unglaublich prachtvollem Sternenhimmel und den vielen Sternschnuppen, die in jener Nacht vom Firmament nieder prasselten. 

Hannes Eindrücke an diese Nacht sind wesentlich weniger romantisch. Er lag mit heftigen Bauchschmerzen und allem was so dazu gehört schlaflos in seiner Koje. Vermutlich waren es doch Nachwirkungen des poisson cru, das wir am letzten Tag in Ua Pou aßen. 

Am 2. Tag der Überfahrt wurde der Wind stärker und auch die Welle wurde unangenehmer. Heftige Squalls gingen über Cayenne nieder und wir verbrachten die letzten beiden Tage der Überfahrt quasi wieder in einer Waschmaschine. 

Die letzte Nacht unseres Törns lag ich die meiste Zeit in der Koje und Cayenne, vom wiederauferstandenen Kapitän zurückhaltend getrimmt, schoss mit bis zu 9,5 Knoten während der 40 Knoten Squalls, durch die Nacht.  Schöner Nebeneffekt: das Boot wurde aufgrund der zwischendurch immer wiederkehrenden heftigen Niederschläge komplett vom Salz befreit und sauber gewaschen. 

Nach 68 Stunden und 430 Seemeilen erreichten wir schließlich die Einfahrt zu unserem ersten Atoll. Raroia in den Tuamotus! Wir warteten noch auf den Sonnenaufgang und befanden uns vorm Pass 1/2 Stunde nach Hochwasser, lt. unserem Tidenkalender. Optimal - eigentlich, wenn wir nur nicht diesen Nordwind gehabt hätten, der gegen die auslaufende Strömung stand und so eine ganz extrem ungemütliche See entstehen ließ. Cayenne wurde von Steuerbord nach Backbord geworfen und es ging tatsächlich zu wie in einem brodelnden Hexenkessel. Der Kapitän hatte am Steuer wirklich alle Hände voll zu tun und ich schickte stille Gebete nach oben - "….lass den Motor jetzt bitte nicht ausfallen…"

Nach 15 Minuten war der Spuk zu Ende und wir waren im Atoll. Dort ist es wie in einem Binnensee. Spiegelglattes Wasser und eine schöne Fahrrinne, die sicher vorbei an den Korallenköpfen zum Ankerplatz führt. Dieser, "Kon Tiki Landing" genannt, liegt genau an der Stelle, an der Thor Heyerdahl, am 7. August 1947, nach über 3 Monaten auf See, mit seinem Floß hier gestrandet ist. Heyerdahl und seine Crew starteten in Südamerika und wollten damals beweisen, dass die polynesischen Inseln von dort aus besiedelt worden waren. 

Auf der idyllischen Insel am Riff gibt es ein kleines Denkmal, das an diese aufsehenerregende und einmalige Fahrt der 6 jungen Männer erinnert. 

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Thor Heyerdahl Monument  - Kon Tiki Landing / Raroia