Reise 2013 USA - AK, OR, WA, CA

17. Dezember 2013

Adventzeit auf Cayenne

Alameda heißt die viktorianische Stadt auf der gleichnamigen Insel, auf der wir nun für einige Wochen ein angenehmes Plätzchen in der Grand Marina gefunden haben.

Direkt vor den Toren San Franciscos und dennoch etwas abseits vom Großstadttrubel wollen wir hier eine ruhige und besinnliche Adventzeit und Weihnachten verbringen.

Alameda Island ist im Osten durch einen schmalen Meeresarm von Oakland getrennt und grenzt im Westen an die San Francisco Bay, wo man an nebelfreien Tagen einen fantastischen Blick auf den südlichen Teil der Metropole hat.

In den letzten beiden Wochen gab es hier beinahe täglich kornblumenblauen Himmel und Sonnenschein. Leider fielen damit aber auch die Temperaturen drastisch und wir hatten tagsüber kaum mehr als 8 Grad und nachts sank das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Auch unsere Freunde, die mit ihrem Expeditionscamper gerade in Texas weilten, erzählten, dass sie an der Golfküste ebenso froren und von Südflorida gab es Meldungen über Schneefall. Zum Glück dauerte diese Kältewelle nur wenige Tage und gestern am dritten Adventsonntag konnte man sich schon wieder mit Sommerbekleidung ins Freie trauen.

Obwohl es nun für österreichische Verhältnisse und diese Jahreszeit so richtig warm ist, kommt dennoch Adventstimmung auf. Hier spielt sich alles am und um das Wasser ab und so fand am 2. Adventsamstag die „37. Lighted Boat Parade“ statt.
Bei Einbruch der Dunkelheit fuhren sehr zivilisiert aneinandergereiht an die fünfzig Yachten entlang des Meeresarmes zwischen Oakland und Alameda. Selbstverständlich patrouillierten mehrere Coastguardboote die Veranstaltung und offensichtlich winkten den Gewinnern tolle Preise, denn die teilnehmenden Motor- und Segelyachten gaben sich jegliche Mühe zu beeindrucken. Durch die stockdunkle Nacht kamen die kunterbunt-beleuchteten Schiffe, aus den Lautsprechern klangen Weihnachtslieder und selbst die Mannschaften waren aufwendig in diverse Kostüme gezwängt. Uns fehlten an Land eigentlich nur noch „die Weihnachtsstandln“ mit ihrem wärmenden Glühwein oder Glühmost. Doch leider ist dieser tolle österreichische Brauch ja in Amerika nicht erlaubt, denn das Trinken von Alkohol an öffentlichen Plätzen ist in der USA bei Strafe strengstens verboten.

So blieb uns nichts anderes übrig, als dann eben später zu Hause unseren eigenen Punsch mit Schuss zu köcheln. Wir zünden Kerzen an und erstmals gibt es auch selbstgebackene Weihnachtskekse und einen kleinen hübschen Christbaum an Bord der Cayenne.

In diesem Sinne wünschen wir all unseren Freunden und Lesern noch eine schöne Adventzeit und ein besinnliches Weihnachtsfest!

Frohe Weihnachten aus Alameda/CA

03. Dezember 2013

Rundreise durch Kalifornien

Hier in Sausalito treffen wir wieder auf unsere deutschen Freunde, die noch immer in der Marina liegen und die Schäden reparieren, die sie in dem Sturm auf ihrer Fahrt von Kanada hierher erlitten haben. Wir wollen sie ein bisschen ablenken und haben sie bald überredet mit uns eine kleine Rundreise durch Kalifornien zu machen.

Ein SUV ist rasch gebucht, die Koffer sind gepackt und los geht’s.
Zur Einstimmung werden gleich einmal die berühmten Weinbaugebiete Sonoma und Napa Valley besucht.
Über 300 Winzer haben ihren Sitz in diesem berühmten Gebiet Nordkaliforniens. Ziemlich enttäuschend fällt für uns die Weinverkostung aus. Da sind wir anderes aus unserer Südsteiermark gewohnt. Hier findet ein Touristennepp der Extraklasse statt. Auf einer Liste sind einige wenige Weine des gesamten Sortiments angeführt, die für eine Verkostung vorgesehen sind. Man bezahlt 20 Dollar, darf sich 3 Weine von der Liste aussuchen und bekommt jeweils einen guten Fingerhut voll ins selbe Weinglas gegossen und das wars.

Tags darauf führte uns die Reise in den Süden San Franciscos. Entlang des Highway 1 fahren wir in Richtung Monterey, besuchen die Halfmoon Bay und anschließend das weltbekannte Silicon Valley. Dort siedelten sich in den 60iger und 70iger Jahren Unternehmen der Hochtechnologie an und die bekanntesten davon sind Google, Yahoo, eBay, Facebook, Amazon, Dell, Apple uvm.

Der Yosemite Nationalpark liegt 300 km östlich von San Francisco und erstreckt sich über 3000 Quadratkilometer entlang der westlichen Hänge der Sierra Nevada. Der Park wurde 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt und liegt in einer Höhe von bis zu 4000m über dem Meer. Wir besuchen das Yosemite Valley, den El Capitan, einen riesigen Granitfelsen und die Riesenmammutbäume in Mariposa Grove. Immer wieder faszinieren uns diese Giganten aus Holz. Man muss sich vorstellen: die unteren Äste haben zum Teil einen Durchmesser von 2 m und die Bäume werden bis zu 3000 Jahre alt!

Uns gefällt es im Park so gut, dass wir gleich 2 Nächte dort verbringen. Die Temperatur fällt auf Minus 2 Grad in der Nacht, die Rehe besuchen uns am frühen Morgen und zwischenzeitlich fahren wir auf Schnee. Aufgrund von Schneefahrbahnen war auch die Straße auf den Glacier Point gesperrt, sodass wir uns wieder auf den Weg in Richtung Küste machten. Nach einer entspannten Autofahrt durch die Weite Kaliforniens, es ist ungefähr 5 mal größer als Österreich, erreichen wir den kleinen Ort Bodega Bay. Dort wurde 1963 der Thriller „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock gedreht. Wer den Film gesehen hat kann sich noch erinnern, dass die Tankstelle explodiert ist. Die Hauptdarsteller haben von einem Restaurant aus zugesehen. Genau dort haben wir gegessen und überraschender Weise sehr gut und nicht überteuert. Den letzten Tag verbrachten wir damit die nähere Umgebung Sausalitos zu erkunden. Vom Mt Tamalpais hat man einen atemberaubenden Ausblick über San Francisco, Oakland und die riesige Bucht.

Viel zu schnell ist die Woche vergangen und nachdem wir bereits 4 Wochen in Sausalito gelegen sind, haben wir jetzt den Anker gelichtet und sind bei ruhigen 10 bis 12 Knoten Wind an der Waterfront der Fishermans Warf vorbei nach Alameda gesegelt, wo wir nun einige Zeit in einer Marina verbringen werden

Mariposa / Yosemiten Nationalpark

06. November 2013

San Francisco

Eigentlich wollte ich ja von unserem 50 Knoten Sturm erzählen und den riesigen Kreuzwellen, die uns genau zu meinem Geburtstag durchbeutelten. Doch das ist jetzt schon wieder Schnee von gestern, denn sobald wir mit unserer Cayenne durch die atemberaubende, weltberühmte Golden Gate Bridge fuhren, spätestens da waren all die Strapazen der vorangegangenen 24 Stunden vergessen.

Wir ankern jetzt direkt vor dem Yachtclub in Sausalito. Das Ankerfeld ist recht voll, aber wir fanden ein gutes Plätzchen mit herrlichem Ausblick auf „Alcatraz“ – was soviel wie „Pelikan" bedeutet – eine Hommage an die ersten Bewochner dieser felsigen Insel, welche 1907 zu dem Militärgefängnis wurde, durch das es dann Weltruhm erlangte.

Seit über einer Woche liegen wir hier und haben tagsüber permanent über 20 Grad und blauen Himmel. Dieses schöne Wetter nutzen wir, um mit unseren Fahrrädern die nähere Umgebung bis nach Downtown San Francisco zu erkunden. Es ist schon ein ganz spezielles Gefühl mit dem eigenen Kiel anzureisen und unter diesem 2,7 km langen und 76 Jahre alten Wahrzeichen Kaliforniens hindurchzusegeln – und dann auch noch 2 Tage später mit den Bikes drüber zu fahren!

Im Sausalito Yacht Club lernen wir auch gleich nette Menschen kennen, die uns zu einem traditionellen britischenen Brauch einladen. Die Guy Fawkes Bonfire Night wird jährlich am 5. November mit einem Fackelzug, Dudelsackmusik und großem Freudenfeuer gefeiert, bei der man eine Guy-Fawkes Puppe verbrennt.

Der katholische Offizier Guido Fawkes versuchte 1605 ein Sprengstoff-Attentat auf den engl. König Jakob I. und das gesamte Parlament im Palast von Westminster auszuüben. Sein Vorhaben konnte jedoch am Tag der Parlamentseröffnung vereitelt werden und bis heute beginnt die jährliche Parlamentseröffnung traditionell mit der Inspektion der Kellergewölbe unterhalb des House of Lords durch die Regenten resp. die Queen persönlich.

Wir genießen das „mediterrane Flair“ hier in Sausalito und fühlen uns an die Cote d`Azur erinnert, wo wir 2006 Cayenne übernommen haben. Ich denke wir werden noch ein Weilchen hier bleiben….

Auf der Golden Gate Bridge ...

22. Oktober 2013

8 Rivers Coast, Redwoods and Elk Valley…

Nachdem die Coastguard das Passieren der Ein- und Ausfahrt in den Siuslaw River als so gefährlich einstufte, dass diese für einige Tage gesperrt wurde, blieben wir notgedrungen, aber sehr gerne, etwas länger an unserem idyllischen Ankerplatz. Dann endlich war die „Bar“ für Schiffe über 16 ft wieder frei und rasch lifteten wir unseren Anker und sausten (obwohl man das eigentlich nicht tut) mit der Ebbe durch diese extreme Stelle.

Danach folgten herrliche Segeltage parallel des kilometerlangen goldenen Sandstrandes von Oregon, mit Zwischenstopp in Coos Bay, Port Orford, Brookings und schließlich erreichten wir am Donnerstag voriger Woche Crescent City – unserer ersten Anlaufstelle in kalifornischen Gewässern.

Schon von weitem sehen wir den wunderschönen Leuchtturm vom Battery Point und auch den Blas einiger Grauwale, die hier wohl eine kurze Verschnaufpause einlegen. Es sind doch fast 3000 Meilen von der Beringsee in die Baja California…

Auf unseren Funkspruch antwortet niemand im Hafen der Mondsichel-Stadt (Crescent City). Überall wird gebaggert und gebaut. Nur im nordöstlichsten Teil des Beckens liegen ein paar Fischerboote und wir legen uns einfach dazwischen. Als wir bei der Hafenbehörde vorstellig werden, erklärt man uns, dass wir uns hier in der für Flutwellen anfälligsten Bucht der gesamten USA befänden und der Hafen aufgrund der Totalzerstörung nach dem Tohoku-Erdbeben 2011 gerade neu aufgebaut würde. Man vergebe zur Zeit keine Gastliegeplätze.

Wir hatten aber bereits ein Auto für einige Tage hier gebucht und ich war wirklich überrascht, dass mein Kapitän sein Sonntagslächeln aufsetzte und mit unwiderstehlichem österreichischem Charme dann doch die recht streng wirkende Dame überreden konnte uns ein Plätzchen für eine Woche zu geben.

Obwohl uns die Geologie dieser Gegend etwas beunruhigte, wollten wir uns die Redwoods nicht entgehen lassen. Wir fuhren entlang der Avenue of Giants, dieser weltbekannten Landstraße, die 50km parallel des Highway 101 durch den spektakulären Humboldt Redwoods State Park führt. Dicht an dicht sind sie gedrängt die größten Bäume der Erde – die Küstenmammutbäume oder „Sequoia Sempervirens“. Hauptsächlich handelt es sich um Douglasien oder Zypressengewächse, immergrüne Bäume, die teilweise eine schwindelerregende Höhe von über 100 m erreichen und einen Durchmesser von bis zu 7m aufweisen können. Überall sind wunderschöne Wander- und Radfahrwege angelegt und es gibt zahlreiche Camping- oder RV-Parks. Flüsse, Bäche oder Schwemmland durchkreuzen das Gebiet und sorgen für ideale Wuchsbedingungen der Giganten.

Und noch eine Rarität ist hier in freier Wildbahn anzutreffen: Den Roosevelt Elk (Cervus Elaphus Roosevelti) zu Deutsch: der Roosevelt Hirsch. Das nächstgrößte Tier in der Untergruppe der Elche Nordamerikas. Wir sehen eine Herde von ca 20 Tieren und es fällt uns auf, dass der Platzhirsch schon ziemlich aggressiv versuchte seinen Harem zu schützen. Weniger vor uns, den mit Kamera bewaffneten Touristen, als viel mehr vor den jüngeren, doch offensichtlich sehr potenten Junghirschen.

Cabo Blanco an der Küste Oregons

06. Oktober 2013

Entlang der wilden Küste Oregons

Wir verbringen eine sehr interessante Woche in der Kleinstadt Newport, im County Lincoln. Im Hatfield Marine Science Center, das zur Oregon State University gehört, konnten wir der Fütterung einer Riesenkrake beiwohnen. Drei Monate lang wird der gigantische Kopffüßer im meereskundlichen Forschungsinstitut beherbergt, untersucht und gepflegt und danach wird der Riesenoctopus mit dem lateinischen Namen Enteroctopus Dofleini wieder seinem natürlichen Lebensraum, dem Pazifik, übergeben.

Als wir an der Hafenpromenade entlang schlendern, hören wir schon von weitem das Gebell der Seelöwen. Zu Hunderten lümmeln sie an der Hafenpier und kämpfen lautstark und äußerst aggressiv um die besten Sonnenplätze. Die bis zu 270 kg schweren Meeressäuger stehen unter Artenschutz und sind die Attraktion bei den Touristen.

Am Mittwoch erhielten wir dann überraschend Besuch von Karen und David. Die Jacksons lernten wir vor drei Jahren in den Bahamas kennen, wo sie, wie jedes Jahr, den Winter auf ihrer Carissa, einem 55 Fuß Trimaran, verbrachten. Jetzt sind sie gerade noch eine Woche hier in ihrem Haus in Florence und bald haben sie uns überredet, doch ein paar Tage im Siuslaw River zu ankern.

Auf dem Weg von Newport nach Florence verwöhnt mich mein Kapitän dann noch ganz unerwartet mit einem herrlichen Coho. Unser erster selbstgefangener Lachs übrigens, ein Weibchen, stolze 64 cm lang und wirklich sehr, sehr lecker!

Weil wir aber etwas zu spät aus der Marine ausliefen und dann auch noch durch das Petri Heil aufgehalten wurden, kamen wir bei Ebbströmung an der Einfahrt zum Siuslaw River an. Mit 1,5 Knoten kämpfen wir uns über das flache und sehr kabbelige Wasser. Die „Bar“ wie das enge, seichte Einfahrtsgebiet bei den Amerikanern genannt wird, war stark getrübt vom aufgewirbelten Sand, wir hatten 20 Knoten Nordwestwind und der Schwell stand gegen den auslaufenden Ebbstrom. Es war ungemütlich und wir sind wieder um eine Erfahrung reicher.

Das Landschaftsbild hat sich jetzt drastisch verändert. Wo wir monatelang grüne Wälder, schneebedeckte Berge und Gletscherzungen an der Küste bewundern konnten, sehen wir jetzt kilometerlange Sanddünen, wie in Maspalomas auf Gran Canaria. Entlang der Pazifikküste von Oregon erstreckt sich dieses Dünengebiet über 47 Meilen und hat teilweise Erhebungen bis zu 150 Metern.

Unsere Freunde laden uns zu typischem amerikanischen Frühstück ein, wir werden im Bekanntenkreis eingeführt und sehen gemeinsam das Footballmatch der Oregon Ducks, die gegen die Colorado Büffel haushoch gewinnen und werden mit dem Motorboot stundenlang am Woahink Lake spazieren gefahren.

Heute Sonntag sind hunderte Sportfischer im Siuslaw unterwegs und da wir das einzige Segelboot sind, das hier ankert, verursachen wir doch etwas Aufsehen. Schon wieder so viele freundliche Menschen um uns, schon wieder so eine schöne Gegend und schon wieder fällt es uns schwer Anker auf zu gehen…..

Mein Kapitän und sein Petri Heil!

29. September 2013

Schweres Wetter und unsere Freunde mittendrin

Was ist eigentlich von diesem „gale warning“ geblieben, werden sich vielleicht einige von euch fragen, die unseren vorigen Bericht gelesen haben.

Nun wir lagen ja sicher im schönen Touristenort Tofino im Hafen und auch die gesamte Fischereiflotte hat an der Westküste Vancouver Islands Schutz gesucht. Sturmböen bis 60 Knoten und 8 m Welle wurden zwischen Cape Cook und Cape Scott gemessen. In dieser Jahreszeit jagt hier ein Sturmtief das nächste. Zum Glück und aufgrund der wirklich präzisen Wettervorhersagen der kanadischen und amerikanischen Behörden kann man aber diese Wettererscheinungen ziemlich gut einschätzen.

Nach ein paar schönen und erholsamen Tagen in Tofino tat sich für uns ein zweitägiges Wetterfenster auf, welches uns die Möglichkeit versprach die 300 Meilen bis Newport Oregon unter relativ angenehmen Bedingungen zu segeln. Wir verließen Tofino am Mittwoch um 9 Uhr vormittags und erreichten unser Ziel nach 48 Stunden und 291 Seemeilen mit dem Gefühl 2 Tage in einer Waschmaschine im Schleudergang verbracht zu haben. Keine drei Stunden nach unserem Eintreffen in Newport gings dann richtig los.
Sintflutartige Regenfälle und gemessene 52 Knoten Südweststurm im gutgeschützten Hafen! Genau zu dieser Zeit befanden sich unsere Freunde Peter und Margarete mit ihrer Seatime 170 Seemeilen westlich von uns im offenen Pazifik. Sie hofften aufgrund der detaillierten Windvoraussagen auf nicht ganz so starke und westlichere Winde, um San Francisco in einem Schlag erreichen zu können.

In der Zwischenzeit, 2 Tage später, befinden sie sich 150 SM westlich der Grenze zu Kalifornien, haben ein gerissenes Großsegel, einen ausgefallenen Autopiloten und mit riesigen Wellen und anhaltenden südlichen Winden zu kämpfen. Die kommende Nacht müssen sie die wütenden Kräfte der Natur noch ertragen, aber ab Montag soll es dann wieder merklich ruhiger werden. Wir, sowie auch unsere holländischen Freunde, Nannie und Ben, sind in Gedanken permanent mit auf der Seatime und hoffen nun auf bessere Neuigkeiten von unseren tapferen „Stormtimern“!

Wir sind wieder offiziell in den USA und haben diesmal sogar 1 Jahr Aufenthaltsbewilligung bekommen. Das ermöglicht uns, die Küste Kaliforniens mit den Metropolen San Francisco und Los Angeles ausgiebig zu erkunden. Ende der Woche werden wir Newport verlassen und uns weiter in den wärmeren Süden begeben, sofern nicht das nächste Tief dieses Vorhaben verhindert.
(Text by Hannes Frühauf)

2 im Sturm - Peter und Margarete//Seatime

20. September 2013

Der Nervenkitzel unseres Lebens

In der Pruth Bay auf Calvert Island lief während unseres Abendessens der Wetterbericht via Funk ab. Wir horchten auf, als „gale warning“ für die Westküste Vancouver Islands bekanntgegeben wurde. Südostwinde bis 50 Knoten werden für kommenden Mittwochnachmittag erwartet. So ein Starkwind kann die See ungemein aufwühlen und da unser Kurs für die nächsten paar hundert Meilen ja genau in Richtung Südost abzustecken ist, entschließen wir uns, sofort am nächsten Tag in der Früh wieder aufzubrechen. Ca. 70 Meilen sind es bis zum berüchtigten Cape Scott und noch sind 2 Tage moderate Nordwestwinde angesagt, bevor sich die Situation ändern sollte.

Wieder ein Tag im dichtesten Nebel, 56 Seemeilen und todmüde ankern wir, als es bereits dunkel ist, in Bull Harbour. Am nächsten Tag umrunden wir das gefürchtete Kap am Nordwestzipfel von Vancouver Island und passieren es ganz unspektakulär mit nur 20 cm Welle und ein paar Knoten Wind von rundum…

Dann dieser einzigartige, unvergessliche Tag:
Montag 16. September 2013, Pos. N 50°22,941 und W 128°10,442 - 12:30 Ortszeit
Cape Cook, das den Beinamen „Cape of Storms“ hat, liegt noch ca. 2 Motorstunden vor uns. Die Sonne scheint und es gibt ein paar Kumulonimbus am Himmel, die sich langsam auftürmen und auf ein Gewitter hindeuten. Leider wie üblich wieder einmal statt des angekündigten moderaten Windes von Achtern die leichten Winde gegen an. Der langgezogene Westschwell mit Wellenbergen von ca. 3 Metern lässt unsere Cayenne ziemlich schaukeln und dieser Zustand wiederum bringt die übliche Routine ins Schiffsleben:
Mein Skipper sitzt stundenlang am Steuer und ich liege mit einer Wärmeflasche im Rücken auf der Couch im Salon.


Zum dritten oder vierten Mal innerhalb von 90 Minuten höre ich ihn sagen:“Schon wieder so viele Wale…“
Ich weiß nicht, was mich dieses Mal dazu trieb sofort aufzustehen, eine der drei immer bereitliegenden Kameras in die Hand zu nehmen und ins Cockpit zu eilen. Ich folge Hannes Blick über die Solarpaneele hinweg und sehe backbords zwei Buckelwale auf uns zukommen. Schon bin ich auf dem Weg zum Vorschiff, halte aber inne, als ich sehe, dass sich der eine Wal genau in Richtung unseres Buges bewegt.
Kaum bin ich mit einem Fuß wieder im Cockpit, drehe ich mich um: Jössas - das gibt jetzt eine Frontalkollision!!! Mit einer Hand kralle ich mich an der Want fest, mit der anderen halte ich den Fotoapparat und intuitiv drücke ich ab: klick, klick, klick….

Nur einige Sekunden hat dieses Spektakel gedauert, aber uns kam dies vor wie eine halbe Ewigkeit. In Zeitlupentempo sehen wir, wie der Gigant des Meeres sein Element verlässt und keine zwei Meter vor unserem Boot durch die Luft fliegt um sich dann wieder in das tiefe Blau des Pazifiks fallen zu lassen.

Seine Fluke winkt noch einmal zum Abschied und dann hinterlässt er außer aufschäumenden Wassermassen nur zwei Menschen mit weitaufgerissenen Augen und offenen Mündern – und was bleibt sind Eindrücke, die sich in unser Gehirn eingebrannt haben, die wir sicher nie mehr wieder vergessen werden. Und was noch bleibt sind diese Bilder, die wir euch nicht vorenthalten möchten….

Ein springender Wal vor Cayenne

13. September 2013

Prince Rupert/Kanada und südwärts
QTH: N 51°39,247 W 128°07,549

An der schönen und wilden Nordwestküste von British Columbia liegt Prince Rupert. Für uns ist es nach Alaska die erste Anlaufstelle in Kanada und wir müssen hier einklarieren. Bereits zum dritten Mal tun wir das in diesem Staat und wieder ist es äußert unbürokratisch. Ein Zollsteg, ein Telefonhäuschen, der Kapitän steht der Stimme am Telefon Rede und Antwort und nachdem wir offenbar überzeugend versichern, dass wir über genügend Geld verfügen, um 6 Monate in diesem Land verweilen zu können, erhalten wir unsere Transitnummer und werden mit den besten Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt abgefertigt - sprich: einklariert. 

Einige Tage verbringen wir in dieser kleinen Stadt (ca. 13000 Einwohner) und wir können noch nicht wirklich einen Unterschied zu Alaska erkennen. Auch hier gibt es ein großes Museum, in denen die „First Nations“, die sich nach der letzten Eiszeit hier niederließen, ihre Kultur, Tradition und künstlerischen Neigungen zur Schau stellen. Die Nachkommen der Tsimshian, Gitxsan, Nisga`a, Haida und Heiltsuk haben sich auch heute noch in Prince Rupert und Umgebung angesiedelt. Noch immer leben sie ihre Bräuche, die sich über tausende Jahre hindurch gehalten haben, teils durch mündliche Überlieferungen oder den Totempolen, den kunstvollen Anstrichen an den Häusern, den Tänzen, den Liedern und den Festen.

In der Hecate Strait, dem Tidengewässer um Prince Rupert, gibt es Buckelwale, Seelöwen, Otter und viele Seevögel und ihre Gewässer sind voll mit Heilbutt, Lachs und Krabben. In der Wildnis gibt es ebenfalls Bären, Wölfe, Adler und andere wilde Tierarten.

Wir schlängeln uns parallel der Hecate Strait, innerhalb der größeren vorgelagerten Inseln, in Richtung Süden. Unser Radar erweist sich als unverzichtbar und auch das AIS leistet uns gute Dienste. Innerhalb weniger Minuten kommt es zu dichten Nebelfeldern, in denen man kaum 50 Meter sieht. Höchste Konzentration ist angesagt, gemeinsam lauschen wir dem Funk und den unterschiedlichen Signalhörnern, die da aus der dicken Nebelsuppe auf uns einwirken. Ebenso schnell wie der Nebel da ist, verschwindet er dann auch wieder oder er bleibt den ganzen Tag und umhüllt Cayenne wie ein dicker Mantel. Im Gegensatz zu mir nimmt es mein Kapitän sehr gelassen und sieht es als gute Übung seine Kenntnisse am Radar zu perfektionieren.

Die Ankerbuchten sind allesamt beinahe unwirklich schön, aber leider ist auch eine Einfahrt ins Paradies enger als die andere. Tiden müssen wieder genauestens beachtet werden, denn meist kann man die engen Passagen, die dann auch noch mit Untiefen bespickt sind, nur bei Hochwasser befahren.

Im Kent Inlet, der am Laredo Channel liegt, müssen wir notgedrungen zwei Nächte verbringen, da es bei Hochwasser um 6 Uhr morgens noch nicht hell genug zum Auslaufen ist. Wir nutzen den herrlich sonnigen Tag, um einen ausgiebigen Dingiausflug zu unternehmen. Bei Niedrigwasser können wir den kleinen Wasserfall, neben dem wir ankern gut sehen und auch die vielen Fischotter, die sich dort ihre Bäuche vollschlagen. Wir passieren die Stelle mit wenig Strömung und gelangen an einen wunderschönen riesigen See. Mehr als eine Stunde verbringen wir in diesem großen stillen Gewässer und bewundern die Natur, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Dieses Mal hatten wir aber nicht daran gedacht, dass man auch hier die Gezeiten berücksichtigen muss. Mit viel, sehr viel Glück und einiger Kraftanstrengung wateten wir durch die reißende Strömung und konnten das Beiboot nur mit größter Mühe über die Felsen gegen die Flut ziehen. Gemeinsam gelang es uns dann doch und wir waren wieder einmal um eine Erfahrung reicher. Am nächsten Tag waren Ebbe und Flut bei weitem nicht mehr so ausgeprägt und wir hätten das Boot nicht mehr durch diese Stelle gebracht….

Neugierig sind sie - die Fischotter

02. September 2013

Das war Alaska

Es ist Zeit „Auf Wiedersehen“ zu sagen zum bei weitem größten Staat der USA (ca. 5 Mal so groß wie Deutschland mit nur 700.000 Einwohnern). Nach mehr als 3 ½ Monaten ist Cayenne heute in kanadischen Gewässern eingelaufen. Aktuelle Position: Prince Rupert / Kanada.

Die letzten beiden Wochen verbrachten wir in der für Alaska so typisch spektakulären und einsamen Wildnis. Noch einmal wollten wir hautnah diese unberührte Natur an der „last frontier“ spüren und segelten im "Gulf of Alaska" an Baranof Island entlang, passierten die Sumner Strait und kreuzten bei viel Nebel zwischen den vorgelagerten Inselchen um Prince of Wales Island.
Wir badeten drei Tage lang in den heißen Quellen, sammelten rote und blaue Heidelbeeren und machten Marmelade draus, experimentierten erfolgreich mit wild wachsenden Pilzen in unserer Pantry, sahen unsere ersten Horned Puffins, (Papageientaucher), konnten Bären beim Lachsschmaus beobachten, wurden neugierig von Rehen begutachtet und:... keine Ahnung was die beiden Seeotter da neben unserer Cayenne im Wasser trieben!
Kein Internet, kein Telefonnetz, kein Kaffeehaus und keine weitere Menschenseele in der Bucht – nur hin und wieder ein paar Purse Seiner oder Gillnetter, die noch beim Fischen draußen am Ozean unterwegs waren.

Einzig dem verschlafenen Örtchen Hydaburg statteten wir einen Besuch ab. Ich weiß nicht, wie viele Menschen hier wohnen, es gab eine Post, ein Gemeindehaus, eine Schule und eine Kirche. Und den Hafen nicht zu vergessen. Weder Cafe, noch Restaurant, weder Bäcker, noch Supermarkt haben wir entdeckt und das, obwohl wir gute drei Stunden zu Fuß unterwegs waren.
Am Hafen, wo wir mit unserem Dingi angelandet waren, lernten wir einen echten Hyda kennen. Hagu wurde hier geboren. Jetzt lebt er zwar nur noch in den Sommermonaten in Haydaburg, zum Fischen wie er sagt und um den den wenigen Besuchern etwas über seine Kultur und seine Heimatstätte zu erzählen. Das tut er aber gut und sehr gerne, wie wir alsbald erfahren durften. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, verabschiedet er uns mit allen guten Wünschen für unsere Weiterreise und drückt uns einen großen Sack voll frischen Heilbuttsteaks in die Hand.

Dieses wunderschöne Land ist weit mehr als nur Mythos von Schnee und Eis, von Regen und Kälte. Mehr als nur wilde und unberührte Natur. Wir durften es kennenlernen in einem Sommer, wie es ihn angeblich seit 25 Jahren nicht mehr gab.
Alaska ist bezaubernd und atemberaubend schön und wir hoffen beide, dass wir irgendwann wieder hierher zurückkommen können…..

Nichols Bay - an der Flußmündung

12. August 2013

Ein Jahrhundertsommer in Südostalaska

Wir verlassen Skagway und segeln die 13 Meilen nach Haines. Haines und Skagway sind übrigens die einzigen Hafenstädte, die man in Südostalaska vom Land aus erreichen kann.
Gerade rechtzeitig kommen wir dort an, um die Southeast Alaska State Fair miterleben zu können. Es ist das Großereignis schlechthin für die Menschen dort und von Freitag bis Sonntag trifft sich alles, um die wirklich fabelhafte Live-Musik zu genießen, die von Frühmorgens bis Spätabends geboten wird. Ansonsten ist die Messe nicht erwähnenswert.

Von Haines gelangen wir wieder durch den Lynn Kanal in die Icy Strait und besuchen Hoonah. Eine winzige Ortschaft auf Chichagof Island, die Heimat der Huna, eines Stammes der Tlingit Indianer. Einst war hier die zweitgrößte Fischdosenfabrik auf der Welt beheimatet und heute befindet sich dort unter anderem die größte Zipline der Welt – man passt sich an.

Endlich nach Monaten hat Cayenne wieder Pazifikwasser unterm Kiel. Wir verlassen die Inside Passage und segeln der mit Untiefen bespickten Küste entlang nach Sitka. Sitka war einst das Zentrum von Russisch-Amerika und ist heute ein geschäftiger Fischereistützpunkt.

Nachdem hier das Wetter seit Monaten außergewöhnlich schön ist, zieht es uns ständig auf die unzähligen Berggipfel, von denen man grandiose Ausblicke hat. Wenn man bedenkt, dass im ganzen vergangen Sommer nur ein wolkenloser bzw. regenfreier Tag hier in der Region zu verzeichnen war, dann können wir unser Glück kaum fassen.

Für die vorausgesagten drei Regentage, die es am kommenden Wochenende geben soll, haben wir geplant, uns 15 Meilen nach Süden zu verholen, wo sich die Goddard Hotsprings befinden und wir vermutlich wieder mutterseelenallein ein bisserl Thermenfeeling auf uns wirken lassen können.

Am Mt Verstovia in Sitka

23. Juli 2013

Durch den Lynn Kanal nach Skagway

Der berüchtigte Lynn Kanal machte uns gar keine sonderlichen Schwierigkeiten. Die meiste Zeit müssen wir motoren und nur zwischendurch können wir kurz die Butterfly-Genua ausrollen und segeln dann aber mit bis zu 7,5 Knoten Skagway entgegen.

Der Ursprungsort des Klondike Goldrausches von 1898 liegt am nördlichsten Punkt unserer diesjährigen Alaskareise. Von hier aus startete einst eine Armee von hoffnungsvollen Goldsuchern ihren 80 Kilometermarsch über den White Pass zu den Klondike Goldgründen im Yukon. Damals zählte die Bevölkerung 10.000 – heute gibt es in Skagway nur noch 750 Einwohner.

Auf unserem Weg entlang der Inside Passage in Kanada lernten wir Brian kennen, der hier Conductor bei der White Pass & Yukon Route ist. Er lädt uns ein, die Tour mit ihm in einem der klassischen Salonwagen zu machen. Wir durften getrennt von den Touristen in der Kabine des Personals mitfahren. So erleben wir hinter den Kulissen, wie man die über 400 zahlenden Gäste informiert und betreut.

Während wir über die Rücken massiver Granitberge und über Abgründe tiefer Schluchten fahren, erzählt Blake von den tollkühnen Abenteurern, die diese Reise einst zu Fuß machen mussten. Der Stolz der rollenden Flotte ist die Dampfmaschine Nr. 73. Eine restaurierte Baldwinlokomotive aus dem Jahre 1947 und natürlich die Salonwagen, wovon einige direkt aus den 1890er Jahren stammen.

Die Gegend um Skagway bietet wieder überaus schöne, teilweise auch sehr anspruchsvolle Wanderungen in die Natur. Sissi, die uns hierher begleitete, führte uns auf den Lower Dewey Lake und später zeigte sie uns das historische Gebiet von Dyea. Das am Ende des Taiya Inlet gelegene Tal war Anlaufpunkt der Versorgungsschiffe. Binnen kürzester Zeit entstand damals eine Stadt mit 30.000 Einwohnern, von der heute nahezu nichts mehr zu sehen ist. Die Natur hat sich auf einzigartige Weise ihr Gebiet wieder zurückerobert.

Auch unsere Freunde Nannie und Ben, die wir seit 2007 aus Marmaris kennen, haben wir hier wieder getroffen. Zum Glück für uns, denn unser lieber Ben hat in Null Komma Nix die Gummis der flexiblen Kupplung gewechselt und somit gehören die dadurch entstandenen Vibrationen der Vergangenheit an.

Mit Brian im Zug nach White Pass

09. Juli 2013

Wissenswertes über die Lachsfischerei in Alaska:

King, Coho, Sockeye, Chum und Pink – das sind die 5 Wildlachsarten, die es hier in Alaska gibt. Zu Deutsch: Königs-, Silber-, Rot-, Hunds- und Buckellachs. Diese Lachse sind sehr aktiv und gedeihen gerne in sauerstoffreichen Meeresarmen und eiskalten, brausenden Gletscherbächen. Abgelaicht wird im Süßwasser und nach ca. 5-7 Monaten wandert die ausgebackene Frischbrut von den Kiesgruben ab, in denen „ihre Eltern“ sie als Rogen im vorangegangenen Herbst abgelegt und befruchtet haben. 

Während einige Jungfische sich sofort auf den Weg in den Ozean machen, bleiben andere noch für ein Jahr oder länger in den Süßwasserbächen. In den futterreichen Meeresarmen durch welche die abwandernde Brut nun zieht, unterziehen sie sich einer Verwandlung, um dann als Junglachse später im salzhaltigen Meer bestehen zu können. Auf dieser Reise verdoppeln oder verdreifachen viele ihr Gewicht, bevor sie nach Westen in den Golf von Alaska oder in die Beringsee aufbrechen.

Wir haben alle Arten durchgekostet und unserer Meinung nach sind die wohlschmeckendsten unter ihnen der Königs- und der Rotlachs. Der Hundslachs (auch Ketalachs genannt), ist auch noch gut, solange er noch seine silbrige Färbung hat. Kurz vorm Laichen verändert er aber seine Farbe im Süßwasser, wird dunkelgrün mit rötlichen Streifen und den Männchen wachsen hässliche Zähne, um bei den Rivalenkämpfen in vorderster Reihe mitmischen zu können. Dann ist das Fleisch voll mit Hormonen und angeblich sehr weich und wird hauptsächlich nur noch als Katzenfutter verwertet.
Besonders beliebt ist aber das rote Gold in ihm: Sein großkörniger Rogen – gereinigt und gesalzen als Ketakaviar weltweit bekannt.

Der Silberlachs eignet sich hervorragend zum Räuchern, wohingegen der Buckellachs weitgehend für die Dosenverarbeitung verwendet wird.

Wesentlich ist: In Alaska gibt es keine einzige Fischfarm. Diese sind per Gesetz verboten und deshalb bekommt der Konsument auch ausschließlich gesunden Wildlachs, während man in der Europäischen Union gerade erst wieder die Grenzwerte für Pestizid Endosulfan im Zuchtlachs auf das Zehnfache erhöht hat. (Standard 25. Juni 2013)

Die Amalga Bucht ist voll mit Chums, die bereits hier sind, um abzulaichen. ADFG Alaska Department of Fish & Game reguliert die Bestände und so hat man die „Purse Seiner“ Saison am 4. Juli eröffnet. Wir sind live dabei und sehen von Land aus zu. Über VHF verfolgen wir das Opening: Sekunden vor dem Start wird wie bei einer Regatta von 10 im Sekundentakt auf Eins gezählt, gefolgt vom Satz: „Amalga Harbour is now open for commercial Seining“

Die Purse Seiner dürfen bis 58 Fuß lang sein und sind mit einer Crew von 4-5 Leuten besetzt. Zusätzlich gibt es einen Piloten für das Skiff (Beiboot). Ein offenes Netz wird mit dem Skiff vom Heck aus weggezogen, während der Seiner mit dem anderen Ende in die entgegengesetzte Richtung fährt. Nach einiger Zeit ziehen sie einen Kreis und kommen wieder zusammen und schließen die „purse“. Zum Schluss wird mit einer Leine das Netz in der Tiefe zusammengezogen und so haben sie unzählige Fische in die Falle gelockt. Tenders werden die großen Abholboote genannt, die bereitstehen, um heute Tonnen von Fisch aufzuladen. Manche Fischer gehen soweit, dass sie Kleinflugzeuge beauftragen, die ihnen aus der Luft die besten Plätze bekanntgeben. An diesem 4. Juli hatte der erfolgreichste Seiner in sechs Stunden 120.000 USD erfischt.

In wenigen Tagen werden hier auch die Sockeyes erwartet. Da dies ein ausgezeichneter Speisefisch ist, möchte man die Brutstätten nicht mit anderen Lachsen vermischen und zu diesem Zweck hat man einen künstlichen Zaun aufgestellt. Eine solche Brutstätte liegt direkt in Amalga Harbour und wir sahen dort hunderte Lachse vor der künstlichen Barriere verenden. Doch die Natur verschwendet nichts – am Ufer im Gras sahen wir bereits die niedergetrampelten Pfade der Bären, auf die hier nun tagtäglich ein wahrer Festschmaus wartet. Für uns ergibt sich dadurch jetzt die Gelegenheit diese imposanten Tiere aus nächster Nähe bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zu beobachten…

Chums vor einer Barriere

2. Juli 2013

Mit einer Piper über das Eisfeld von Juneau

Sonntag: die Fischer sind wieder zum Gillnetting (Fischen mit Treibnetzen) draußen im Lynn Kanal und der Hafen ist leer geworden. Wir haben Kaiserwetter und beschließen das Juneau Eisfeld aus der Luft zu besichtigen. Am International Airport von Juneau melden wir uns bei Alaskan Airplanes und Brian führt uns zu der kleinen Piper 32. Mir wird etwas mulmig beim Anblick des Relikts aus dem Jahre 1982, doch dann denke ich an einen Satz meines Mannes, den ich, je älter er wird, immer öfter zu hören bekomme: “Bin i a Mann oder a Maus?“ Nun ja Mann bin ich ja offensichtlich keiner, aber Maus will ich auch keine sein….!
Also: Augen zu und durch! Ich bekomme den besten Platz und darf vorne neben dem jungen Piloten sitzen. Betet der auch noch schnell heimlich oder nuschelt er grad was in sein Funkgerät? Ich wage nicht ihn danach zu fragen….

„Da sind die Rettungswesten, so öffnet ihr da hinten die Türen, ist jeder angeschnallt? Los geht’s!
H a a a l t !!! Meine Tür ist ja noch offen! „Ja, ja - kein Problem, die machen wir zu, wenn wir starten, sie dient noch schnell als Klimaanlage….“ Ahaaaa - und schon sind wir auf der Startbahn….

Kurz darauf waren wir über der Hauptstadt Alaskas und einmal mehr sahen wir die gewaltigen Kreuzfahrtschiffe im Hafen, flogen am Mt. Roberts vorbei, den wir bekanntlich zu Fuß erklommen hatten und danach in Richtung Taku Inlet weiter. Das anfänglich satte Grün wich allmählich dem ewigen Eis unter uns und wir flogen entlang der kanadischen Grenze über die 4000 km2 große Eisfläche wieder zurück in Richtung Meer. Brian verringerte die Flughöhe, da wir in den endlosen Flusstälern nach Elchen und Bären Ausschau halten wollten und über der Gillnetterflotte konnten wir auch noch ein Bild von unserem Freund Günter schießen, der fleißig am Fischen war.

Wir hatten ein fantastisches Flugwetter und eine atemberaubende Sicht über das Nährgebiet von 140 Gletschern und ehrlich gesagt, es war dann gar nicht schlimm. Hat nur a bisserl geruckelt durch die Thermik in den engen Tälern und ich hatte vor lauter Aufregung gar keine Zeit mehr über meine Angst nachzudenken.

Über eine Stunde lang konnten wir aus der Vogelperspektive die wunderschöne Natur hier betrachten. Schneefelder, Gletscherzungen, schwarze Granitfelsspitzen, den gemäßigten Regenwald, das teilweise über einen Kilometer dicke Eis und das Meer….

Das ewige Eis....

27. Juni 2013

Die Keta Sissi

„Siid ier von dem Schiif do?“ Die Worte entstammen einem großen schlanken Mann mit Vollbart und er nickt mit dem Kopf in Richtung Cayenne. Ein paar Sekunden herrscht Funkstille, die Amerikaner um uns schauen den jungen Fischer nur groß an und ich glaube zuerst auch mich verhört zu haben, dann gebe ich mich als „Mama Cayenne“ zu erkennen.

Ich halte Stefan zuerst für einen Schweizer, sein Vorarlberger Dialekt ist total fremd für mich. Er ist aber mindestens genau so stolzer Österreicher wie wir und erzählt uns, dass er aus dem Kleinen Walsertal stammt. Mit seiner Mutter emigrierte er vor 35 Jahren aus den Allgäuer Alpen, lebt nun in Washington State mit seiner Familie und ist im Sommer immer zum Fischen hier oben in Alaska.

Wir laden den sympathischen Landsmann ein paar Tage später zum Abendessen ein und prompt erhalten wir eine Gegeneinladung. Seine Mutter hat ein Haus hier auf Douglas Island und würde uns gerne kennenlernen. Klar kommen wir!

Sissi und ihr Mann Günter empfangen uns herzlich in ihrem schönen Haus, das einen atemberaubenden Blick auf den Mendenhall Gletscher bietet. Günter stammt aus Bayern und unsere Konversation wird ein buntes Gemisch aus Vorarlbergerisch, Bayrisch und Steirisch. Peter und Margarete, die ebenfalls mit von der Partie sind, sprechen als einzige „Standardsprache“.

Unmengen von Lachs werden zum Dinner vorbereitet und natürlich reden wir übers Fischen. Wir bombardieren die Gastgeber mit Fragen nach dem Wie und Warum sie hier gelandet sind und dann werden wir von Sissi mit einer – nämlich IHRER - ziemlich tollen Story überrascht:

Als junge und gelernte Hotelfachfrau kam sie als „Austauschschülerin“ nach Washington State und begegnete dort einem Lachsfischer, der ihr erster Ehemann werden sollte. Von ihm lernte sie das Fischen auf See und den Umgang mit den Schiffen. Nachdem ihr Mann sie nach 10 Jahren verließ, saß sie erst einmal ohne Job und mittellos da. Nach einigen Überlegungen traf die starke Frau die Entscheidung selbst kommerziell fischen zu gehen. Sie kaufte sich eine Fanglizenz und kämpft sich als erste Kapitänin auf ihrem eigenen Lachsfischboot durch die harte Männerwelt. Als die Preise der Wildlachse durch den enormen Anstieg der Zuchtlachse stark sanken, verlegte sie ihre Produktion vermehrt auf Fischeier. Danach wächst ihre kleine Firma „Northern Keta Caviar“ ziemlich schnell zu einem gutgehenden Unternehmen, das bis zu 90 Tonnen Lachskaviar pro Jahr produzierte. Schnell etabliert sie sich auf dem internationalen Markt.

Das war in den 90er Jahren und da hat sie dann auch ihren Günther kennengelernt, der dann, nachdem sie sich vermehrt um die Vermarktung und die Firma kümmern musste, für den Fischfang verantwortlich war. Voriges Jahr hat sie das Unternehmen verkauft und ist seitdem als Beraterin tätig. Diesem Umstand verdanken wir, dass sie nun über mehr Freizeit verfügt und uns die schönsten Plätze ihrer Wahlheimat zeigt, die dem Pauschaltouristen weitgehend verborgen bleiben….

Sissi sorgt für hervorragenden Lachs in Österreich

20. Juni 2013

In der Hauptstadt von Alaska

Die Hauptstadt Alaskas ist für uns mit Cayenne nicht erreichbar. Eine Brücke, die Juneau mit West Juneau auf Douglas Island verbindet, ist für unseren Mast nicht hoch genug und so haben wir uns ein gemütliches Plätzchen hier in der Auke Bay gesucht. Der Hafen ist voll mit Fischkuttern, hat doch vorigen Sonntag die Gilnetter Saison begonnen.

Wir lieben die Gesellschaft der Fischermänner, die hier die Tage verbringen, an denen sie nicht fischen dürfen.
Gemeinsam kochen wir abends und versammeln uns am Steg. Wir passen uns ihren Gebräuchen an, essen aus Papiertellern und trinken direkt aus den Bierflaschen – kein Abwasch, dafür bleibt umso mehr Zeit, um Geschichten zu erzählen und noch mehr Geschichten zu hören.

Seit drei Jahren fischt Don mit seiner Tochter Megan hier. Kommerzielle Gilnetter sind die Beiden. Das heißt, sie legen ein langes Netz aus, in dem sich die Fische dann verfangen. Hydraulisch wird das Netz eingeholt und manuell werden die Fische sortiert. Ca. 2 Monate dauert die Saison und diese Zeit verbringen sie gemeinsam auf ihrem 35 Fuß Boot und arbeiten hart. Von Sonntag bis Dienstag oder Mittwoch, je nachdem wie die Regeln gerade lauten. Die restlichen Tage verbringen sie im Hafen, um ihre Netze zu reparieren und sich ein bisschen zu erholen. Megan ist 25 Jahre jung und lebt jetzt eigentlich in Alabama, wo sie gerade dabei ist, ihren Doktor in Psychologie zu machen. Zwei total verschiedene Welten, erklärt sie mir, doch möchte sie auf keinen Fall die Sommer hier oben missen. Sie verehrt ihren Daddy, den sie liebevoll „Papa“ nennt und genießt die Zeit mit ihm in vollen Zügen.

Dann bekommen wir Besuch aus Österreich. Gottfried und Franz reisen mit einem Wohnmobil durch Alaska und haben es wirklich geschafft aus Skagway mit der Fähre anzureisen, um mit uns zwei lustige Tage zu verbringen.

Auch unsere deutschen Freunde von der Seatime sind inzwischen hier eingetroffen und gemeinsam besteigen wir den Mt. Roberts und wandern stundenlang durch den Tongass Nationalpark, um atemberaubende Blicke auf den Mendenhall Gletscher erhaschen zu können. Natürlich sorgen unsere nebeneinander flatternden Nationalflaggen für großes Aufsehen im Hafen. Wir werden von gebürtigen Österreichern und Deutschen zum Dinner eingeladen und es tut gut endlich wieder mal nur Deutsch zu sprechen. So genießen wir im Moment die Gesellschaft der Segler und Fischer sehr, freuen uns aber auch schon wieder darauf, mutterseelenallein durch die berauschende Natur Alaskas zu segeln.

Franz und Gottfried aus Graz

10. Juni 2013

Wir sind am Gletscher - seht euch die Bilder an - es ist unbeschreiblich....

Cayenne und Crew: am Nordgletscher Tracy Arm

04. Juni 2013

Wrangell und Petersburg

Am nördlichen Zipfel von Wrangell Island liegt die gleichnamige „Stadt“, die vielleicht 3000 Einwohner zählt. Es ist wieder einmal so ein Tag, an dem einfach alles wunderschön aussieht. Auch wenn die Straßen staubig und schmutzig sind, die Stromleitungen irgendwie kreuz und quer hängen, der Hafen voll ist mit rostigen, alten Kuttern und alles nach Fisch und Müll stinkt. Aber an Tagen, wo der Himmel himmelblau strahlt und nur einige Schäfchenwolken das Firmament zieren, wo die Menschen alle ein Smiley von einem Ohr zum anderen im Gesicht tragen, weil endlich wieder einmal nach Tagen die Sonne scheint in Alaska, da sieht man nur das, was man sehen will. Oder ich zumindest….

Wir besuchen das Museum und sind wirklich überrascht, was uns hier geboten wird. Nicht nur, dass die Geschichte der Stadt sehr eindrucksvoll erzählt wird, (es ist die einzige Stadt, die von 4 Nationen regiert wurde: den Tlingit, den Russen, den Briten und den Amerikanern!), sondern es werden auch Werke der Ureinwohner aus dem 17. Jhdt. ausgestellt, es wird vom Goldrausch im Stikinefluss erzählt, eine Ausstellung zeigt Wyatt Earp, der hier einige Tage als Deputy Marshal fungierte, Flora und Fauna werden beeindruckend wiedergegeben usw. usf. Ein wirklich außergewöhnlich interessantes und sehenswertes Museum! Nachdem wir dann auch zum Petroglyphen Beach gewandert sind und versucht haben einige der angeblich 40 Felszeichnungen bei Ebbe zu entdecken, nutzten wir den Rest des Tages, indem wir so ziemlich alle Geschäfte in Wrangell abgeklappert haben, um unsere Bordvorräte wieder aufzufüllen.

Wir haben nicht die Courage durch die Dry Strait zum LeComte Gletscher zu fahren. Oder drücken wir es anders aus: Nachdem wir die Meinung Ortskundiger einholten, riskieren wir nicht, in der Dry Strait im Kampf mit der Strömung den Kürzeren zu ziehen und trocken zu fallen, und nehmen die andere Route durch Wrangell Narrows nach Petersburg.

Petersburg wird Alaska`s Little Norway genannt und befindet sich auf Mitkof Island. Die Bezirksstadt ist in etwa gleich groß wie Wrangell und auch hier lebt man vom Fischfang. Zwar sichern auch Tourismus und Holzindustrie einen großen Teil des Einkommens, dennoch: ein Drittel der Bevölkerung ist in der Sommersaison in den Dosenfabriken beschäftigt!

Wir liegen im Nordhafen zwischen den großen Fischkuttern und sehen direkt auf die Niederlassung der Icicle Seafood Inc. Es regnet, als wir nach dem Einchecken beim Harbourmaster die Hauptstraße suchen. „Go up this street – you can`t miss it….“ – und schon sind wir da. Zahlreiche kleine Touristenläden, ein Lebensmittelgeschäft und Imbissbuden zieren die Mainstreet, die gerade aufgebrochen und neu geteert wird. Es sieht ziemlich trostlos aus und wir suchen uns bald ein warmes Plätzchen in der Harbour Bar. Einige ziemlich urige Typen lehnen am Tresen, richtige Fischermänner eben: braune Gummistiefel, Offshore Hosen, Flanellhemden, Bärte in allen Längen und Variationen, raue Hände und noch rauere Sprüche, jeder (außer mir) hat ein Bier vor sich stehen und ich möchte um nichts in der Welt mit der kleinen Blonden hinter der Theke tauschen müssen.

Am nächsten Tag lichtet sich der Himmel ein wenig und wir machen einen sehr langen Spaziergang. Vorbei am Flughafen zum Sandy Beach, eine Stunde entlang des schönen Pfades im dichten Wald und dann entlang des Frederick Sound, wo die Häuser in ihrer Schönheit und Gepflegtheit miteinander konkurrieren und wirklich eine Augenweide sind. Buckelwale ziehen ihre Bahnen und wir hören das Geheul einiger Seehunde, die wir später beim Auslaufen beobachten können, wie sie sich um ein Plätzchen am Seezeichen streiten.
Nach drei Stunden sind wir ziemlich erledigt und wieder in Petersburg City angekommen. Hier muss man Fisch essen und nachdem wir in Amerika sind: muss man frittierten Fisch essen – mit Pommes versteht sich! Hannes bestellt vor mir seinen Seafood Platter und ich hab Zeit mir die Damen hinter der Kassa genauer anzusehen: alle Kleidergröße 48-50 schätz ich mal und höre mich höflich ordern: „grilled fish tacos please….“

Seelöwen raufen sich um ein Plätzchen

29. Mai 2013

Wilde Natur und ein streikender Tohatsu…

Täglich liegen 4 Kreuzfahrtschiffe an der Pier in Ketchikan und lassen tausende Menschen auf diese kleine Touristenstadt los. Nachdem wir einige Tage diesem Spektakel beigewohnt haben, Sightseeing, Wäscherei und Einkauf abgehakt sind, zieht es uns wieder in die Einsamkeit.
Bestimmt fragt ihr euch: Was tun die beiden denn eigentlich den ganzen lieben Tag in dieser gottverlassenen, wilden Gegend? Wird das denn nicht langweilig mit der Zeit???

Nun: hört euch an, was wir so alles in 24 Stunden erleben:

Die Tage sind jetzt lange. Sonnenaufgang ist zur Zeit um ca. 4:10 Uhr und Sonnenuntergang so gegen 21:20 Uhr. Wir stehen zeitig auf und versichern uns erstmal, dass Cayenne noch Wasser unterm Kiel hat. Die Tiden sind bis zu 7 m und morgens ist um uns alles trocken gefallen. Mit Moos und Muscheln bewachsene Felsen ragen ganz dicht neben unserem Boot aus der Tiefe. Aber auf meinen Kapitän ist wie immer Verlass. Mit äußerster Präzession hat er den Schwojradius berechnet und so schwimmen wir sicher auf einem winzigen Fleckchen Wasser. Mit der beginnenden Flut verlassen wir Frosty Bay. Wir motoren durch die Seward Passage und sehen eine Schule Orcas. Ein riesiger Bulle ist unter ihnen, der größte Killerwal, den wir bis jetzt in freier Natur beobachten konnten. Seine Rückenflosse ragt gut 2 Meter aus der Wasseroberfläche und er befindet sich keine 3 Bootslängen von uns entfernt!
10 Meilen später suchen wir in der Anan Bay das einzige Fleckchen Ankergrund, das es angeblich in 15 m Tiefe gibt und schon bald rauschen 50 m Kette aus dem Ankerkasten und unser Jambo gräbt sich tief in weichen Sandgrund ein.

Ein kleiner Snack und ab geht’s in den Anan Creek, der bekannt dafür ist über 100.000 Pink Salmons zu beinhalten. Dieser Fischreichtum lockt natürlich viele Schwarz- und Braunbären in dieses Gebiet und im Sommer ist hier der Teufel los. Jetzt ist aber noch alles ruhig und das kleine schwimmende Holzhüttchen, das zum Anan Wildlife Observatory gehört, ist geschlossen. Keine Menschenseele ist da. Es ist Hochwasser und ohne Schwierigkeiten gelangen wir in die Lagune. Wir fahren um die kleine, dicht bewachsene grüne Insel und sehen den Wasserfall in die Lagune münden. Aufmerksam beobachten wir die Umgebung von allen Seiten. Wo sind sie – die vielen großen Braunen und Schwarzen, die es hier geben soll? Da – gleich visasvis am Ufer sehen wir sie: 2 Braunbären auf der Suche nach Futter. Ich finde, dass sie ziemlich mager sind, sieht man doch ihren großen Buckel sehr deutlich und das zottige Fell hängt an den ausgemergelten Körpern. Wahrscheinlich sind sie erst aus ihrem Winterschlaf aufgewacht. Wir beobachten die beiden aus sicherer Entfernung: es dürfte sich nach ihrem Gehabe zu urteilen, um Jungtiere handeln. Auch wir werden von den beiden gesehen und immer wieder schielen sie neugierig zu uns. Sie bewegen sich ziemlich schnell und auf einmal beginnen sie zu laufen! Geradewegs zu der Stelle, wo unser Dinghy, durch die Strömung nun schon ziemlich nahe ans Ufer gedriftet ist. Hannes will den Motor starten und mir stellt es die Haare auf: Der Außenborder springt nicht an! An und für sich sind wir absolut keine geübten Paddler, schon gar nicht gemeinsam in einem Boot. Doch die Situation fordert absolute Beherrschung und Übereinstimmung. Synchron stechen wir die Ruder ins Wasser, Hannes an Steuerbord und ich an Backbord. Wir paddeln wie die Verrückten und erst als wir die Engstelle aus der Lagune passiert haben und uns in Sicherheit wiegen, hören wir schweißgebadet auf zu rudern. Wir haben vielleicht noch 100 m bis wir bei Cayenne sind und als ob wir nicht schon genug Aufregung für diesen Tag gehabt hätten, sehen wir den Blas eines Buckelwales zwischen Cayenne und uns! Wir schlagen mit den Paddeln aufs Wasser, um auf uns aufmerksam zu machen und der große Wal dreht auch sogleich ab und schwimmt in die offene Bucht und wir sehen auf einmal, dass es in der Bucht nur so wimmelt von kleinen Heringen – ein Leckerbissen für die Wale!!!

Abends, als die Ebbe das Wasser wieder entfernt und um uns riesige Sand- und Matschflächen freiliegen können wir Seeadler, Golden Eagles und anderes Getier auf Nahrungssuche sehen. Auch 2 alte große Grizzlies kommen ganz an den Strand und schlagen sich ihre Bäuche voll.

Abenteuer macht bekanntlich hungrig und manchmal habe ich das Gefühl, dass wir das Glück auf Cayenne gepachtet haben: Am nächsten Tag treffen wir auf Kate und Carl von der „MOM“ , die uns ganz aufgeregt ihren Wahnsinnsfang zeigen. 26 Krabben in einem einzigen Korb! Nachdem penibel darauf geachtet wird, dass alle weiblichen und zu kleinen männlichen Tiere wieder freigelassen werden, erhalte ich eine Lektion in Sachen „Krabben fangen, putzen und kochen“ und wir genießen mit neuen Freunden die Delikatessen, die uns die kalten Gewässer Alaskas schenken.


17. Mai 2013

A L A S K A

16. Mai 2013: Ca. 800 Seemeilen haben wir in den letzten 1 ½ Monaten auf unserem Weg nach Norden zurückgelegt. Viele Stunden davon brummte der Motor, aber wann immer wir irgendwie die Möglichkeit hatten, rollte Hannes die Segel aus. Auch heute morgen hat der Wetterbericht „southeasterly winds 10-15 knots for Dixon Entrance East“ vorhergesagt und wir hofften unter Segel nach Alaska einlaufen zu können, doch leider erfüllt der Gott des Windes heute unsere Wünsche nicht.

Soeben haben wir wieder die amerikanischen Gewässer betreten, die Grenze verläuft durch den Dixon Entrance, und mein Kapitän hat via Telefon (ja – es gibt hier wieder Mobilfunknetz) die Erlaubnis eingeholt in der Foggy Bay zu ankern. Die Dame der USA-Coastguard war ihm wohlgesinnt, nahm alle Daten auf und erwartet uns dann morgen Nachmittag in Ketchikan zum Check in.

Die letzten zweieinhalb Wochen waren in der Inside Passage unterwegs. 2 Drittel der Zeit hatten wir Regen, gepaart mit Nebel, doch wir hatten auch eine wunderschöne, wolkenlose, sonnige Woche – eine Frühlingswoche, wie es sie seit Jahren hier nicht mehr gegeben hat – so berichteten begeisterte Stimmen am Funk.

Wir treffen kaum andere Segler. Einige Motorboote aus den USA sind bereits unterwegs in ihren 49. Bundesstaat und natürlich gibt es Fischerboote. Das Gewässer hier ist zur Zeit reich an Shrimps, Krabben und Heilbutt und wann immer wir jemanden treffen, werden wir reichlich mit frischen Meeresfrüchten beschenkt. In unserem ganzen Leben haben wir noch nie so köstliche Schrimps und Krabben gegessen.

Als ganz besonderes Erlebnis möchten wir unseren Abstecher ins Fjordland hervorheben. Eine Landschaft von unbeschreiblicher Schönheit. Die Götter sind uns hold, denn es ist der letzte Tag der Schönwetterperiode, der Himmel ist azurblau, die Spitzen der schwarzen felsigen Granitberge sind bedeckt mit Schnee und die Nadelwälder darunter von saftigem Grün. Dutzende Wasserfälle suchen sich ihren Lauf durch die Hänge, um sich dann tosend ins Flussbett zu stürzen. Dort verursachen sie Wirbel und Strudel und sind manchmal für gefährliche Strömungen verantwortlich. Fassungslos und staunend betrachten wir dieses wunderschöne Märchenland, das sich da vor uns auftut…

In weniger als einer Stunde werden wir erstmals unseren Anker in die Gewässer von Alaska eintauchen und als wolle uns dieser raue, kalte und nasse Staat besonders herzlich willkommen heißen, bemüht sich die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke hervorzukommen und erstmals seit einer Woche können wir endlich wieder die Luken unserer Cayenne öffnen…

In Fury Bay auf Penrose Island

30. April 2013

N 50°35,675 W 127°05,605       Port McNeill

Desolation Sound, die Broughtons, Schnee an Deck und Eisregen….wir haben so enorm viel erlebt in der letzten Woche, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen. Ich beginne mit dem für mich aufregendsten Teil:

Wir befinden uns im Desolation Sound. Eine wunderschöne, verlassene Gegend ohne Infrastruktur, dafür mit vielen idyllischen Buchten in wilder Natur. Um in die Inside Passage nach Alaska zu gelangen, haben wir unsere ersten Stromschnellen zu bewältigen. Unsere Küstenhandbücher über dieses Gebiet warnen alle eindringlich davor, dies nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Erfahrungsberichte und erschreckende Bilder unterstreichen diese Warnung. Und wir nehmen die Sache ernst, sehr ernst.

Gemeinsam planen wir akribisch die Route. Von Squirrel Cove sind es ca. 20 SM bis zu den ersten Stromschnellen, den Yuculta Rapids. 2 SM später befindet sich die berüchtigte Gillard Passage, in der es zu Stromgeschwindigkeiten von bis zu 13 kn kommen kann. Nochmals 2 SM später die dritten und letzten Rapids für diesen Tagestörn: die Dent Rapids oder auch Devils Hole genannt. Aufquellende Strudel und extreme Wirbel haben hier schon manchen Seemann in lebensgefährliche Situationen versetzt.

Leider haben wir zur Zeit gerade Vollmond d.h. Springzeit, wo die Anziehungskraft der Mond-Sonnenkonstellation auf die Erde am größten ist und folgedessen auch der Tidenhub. Das Stillwasser (slack water), das zwischen Ebbe und Flut entsteht, hält nur sehr kurze Zeit an.
Wir checken die Gezeitentafel in unserem Computerprogramm und vergleichen sie sicherheitshalber mit dem Programm auf Hannes IPhone. 30 bis 50 Minuten Unterschiede scheinen auf! Wie kann das sein? Wir kontrollieren mehrere Gebiete und grübeln und überlegen, doch kommen auf keine plausible Erklärung.
Die Coast Guard, die wir via VHF anfunken, gibt gerne Auskunft und bestätigt die Daten, die wir im IPhone aufscheinen haben, das beruhigt uns.

Wir sind bereits 1 ½ Stunden vor slack water am Eingang der Yuculta Rapids. Starke Wirbel ziehen den Bug von Cayenne hin und her, anfangs haben wir von Süden her noch eine leichte Strömung mit uns, doch bald bekommen wir die Flut von Norden zu spüren, die uns wieder leicht nach Süden versetzt. Unser Warten wird verkürzt durch die Ankunft einiger Tümmler, die um Cayenne herum Fische jagen. 15 Min. vor unserer geplanten Durchfahrt halten wir es nicht mehr aus und starten den Motor. Schon bald spüren wir die Gegenströmung von ca. 5 Knoten, es kocht um uns herum und unser Schiff wird hin und hergewirbelt. Bestimmt nicht lebensgefährlich, doch sehr stark spürbar. Wir schaffen es in den Neerstrom dicht neben Sonora Island zu gelangen und machen wieder 7 Knoten Speed. Kurz vorm Ende der ersten Rapids geht es nochmal richtig los. Wir machen nur noch 1,5 Knoten Fahrt über Grund und wir fühlen uns gar nicht wohl dabei.
Die Gillard Passage durchfahren wir ebenfalls mit sehr starker Gegenströmung, doch die Dent Rapids – das gefürchtete Devils Hole erreichen wir exakt bei Stillwasser. Während dieser 55 Minuten – solange hat das Abenteuer gedauert – haben wir kaum ein Wort miteinander gesprochen. Jetzt, fast zeitgleich sagen wir: Gott sei Dank machte die Maschine keine Schwierigkeiten….. Wenn der Motor hier in dieser Situation ausfällt, dann kannst du nur noch beten und warten, dass es kracht. Unser Resümee ergab, dass wir 10-15 Minuten später wegfahren hätten sollen, wir hatten den Neerstrom nicht so kraftvoll einkalkuliert.

In Port Harvey verstecken wir uns vor den 35 Knoten Nordwestwind, die die Johnstone Strait beinahe unpassierbar machen und am Morgen haben wir Schnee an Deck und eiskalter Eisregen prasselt auf uns nieder, während wir am nächsten Tag durch die Broughtons fahren. Eine einzige Kaltfront machts möglich! Gerade diese beinahe wöchentlich wiederkehrende Wettererscheinung beschert uns eine unbeschreiblich schöne Natur. Die Berggipfel Vancouver Islands sind alle schneeweiß, darunter saftiges Grün in allen Schattierungen und dann das tiefe Blau des Nordpazifiks. Auch den Orcas scheint das zu gefallen, weil wir noch nie zuvor so viele rundum Cayenne beobachten konnten.

Glücklich - in der Shoal Bay!

24. April 2013

Rapids, Tides und Icebreaker 

Seit über einer Woche befinden wir uns in Kanada. Das Einklarieren war wieder einmal sehr unbürokratisch und einfach. In der Port Sidney Marina legten wir uns ans G-Dock über welchem ein unübersehbares „Customs“ Schild hängt, gleich darunter befindet sich eine Telefonzelle. Hannes nimmt den Hörer ab und wird nach einigen Klingeltönen mit dem Zoll verbunden. Ein wenig irritiert war mein Kapitän, als er gefragt wurde, ob wir uns in Sidney Nova Scotia oder Sidney BC befänden…..
Der Beamte sitzt wahrscheinlich irgendwo im Inland und eigentlich war die Frage ja gar nicht so abwegig, meldete sich Hannes doch mit Austrian Sailing Vessel Cayenne…. Wir waren bereits im Computer registriert und somit wurden nur noch die üblichen Fragen nach Zitrusfrüchten, Alkohol, Waffen, Tabak usw. gestellt und wir bekamen unser Cruisingpermit für die nächsten 4 Monate in kanadischen Gewässern, welches wir gut sichtbar in unserem Cockpit anbringen sollten….
Have a nice trip and do enjoy…..!

Über Mill Bay, wo uns Jane und Mark besuchten, ging es nach Vancouver in den False Creek. Wir wollen uns unbedingt noch mit dem Trans Ocean Stützpunktleiter Gerd Müller treffen. Hannes hatte bereits vor 10 Jahren – lange bevor wir mit unserer Cayenne starteten – mit Gerd Kontakt aufgenommen. Schon damals war es Hannes Wunsch einmal in Vancouver mit seinem Boot vor Anker zu liegen. Die damaligen Fragen drehten sich aber noch eher um die Verschiffung Dockwise vom Atlantik aus über die großen Seen….

Nun 10 Jahre später sind wir den anderen, längeren und „logischeren Weg“ über Hawaii gekommen…..Linda und Gerd laden uns am Sonntag in ihr Haus ein. 1965 lernte sich das Paar hier kennen und aus einem kurz geplanten Aufenthalt in Vancouver wurden 47 Jahre…. Linda kam ursprünglich aus Neuseeland und Gerd ist ein gebürtiger Wiener. Er wurde nicht müde einen ganzen Nachmittag lang unsere Fragen zu beantworten und wir wurden nicht satt ihm zuzuhören und die vielen Bilder anzusehen, die er und seine Frau während der vielen Trips nach Alaska gemacht hatten. Wir sprachen über die berüchtigten Stromschnellen (Rapids), diskutierten die Gezeiten und Tidenhube und ließen uns viele gute Ankerplätze zeigen. Linda, seine reizende Frau verwöhnte uns zwischendurch mit Kaffee und frischem Käsekuchen, Appetizers und einem herrlichem Dinner.
Vielen herzlichen Dank den beiden nochmals für den wunderschönen und informativen Sonntag, den wir in ihrem Hause verbringen durften.

Zu guter Letzt machten wir uns noch auf den Weg, um geeignete Kleidung für den Trip zu bekommen. Merino Wolle heißt das Zauberwort und wir werden fündig: Beide sind wir nun mit diesen luxuriösen Materialien auf unserer Haut ausgestattet – mal sehen ob der Icebreaker hält, was Sir Peter Blake davon verspricht….

Linda und Gerd Müller (TO-Stützpunktleiter)

13. April 2013

Unterwegs in den San Juan Inseln

Durch die Spiegelreflexkamera wird es mir noch deutlicher: alles mir Sichtbare scheint Grün zu sein. Grüntöne in allen Nuancen, von hellem Grasgrün, über Smaragd bis hin zu tiefem Schwarzgrün….die Natur kann nicht intensiver sein.
In meinen Ohren rauscht noch das Blut vom abrupten Anstieg auf diese kleine Anhöhe, wir atmen laut – doch außer diesem Keuchen ist nur das rhythmische Hämmern eines Spechtes, in die offensichtlich harte Rinde eines Baumes, zu hören…
Tock tock…tock tock tock tock tock….tock tock….

Wir befinden uns wieder einmal in einem kleinen Paradies, auf Stuart Island und von unserem Standort aus haben wir einen grandiosen Ausblick auf Reid Harbour und auf unser Schiffchen, das ganz alleine sanft im spiegelglatten Wasser dahin schaukelt.

Seit beinahe 2 Wochen durchforsten wir wieder die Inselwelt des berühmten San Juan Archipels, beinahe jeden Ankerplatz haben wir für uns alleine, sind doch um diese Jahreszeit die tausenden Wassersportfreunde, die im Sommer hier ihre Freizeit verbringen, offensichtlich noch nicht in Urlaubsstimmung.

Stuart Island ist ein Nationalpark und bietet seinen Besuchern enormen Komfort. Etliche Bojen und schwimmende Docks mit Tischen und Stühlen sind am Grund der Bucht fest verankert.
Ein Anlegedock, Frischwasser, gepflegte Campingplätze, Toilettanlagen und gut ausgeschilderte Wanderwege …. Was uns besonders gut gefällt sind die schönen und gemütlichen Jausenstationen, die allesamt sogar einen Griller beinhalten, damit die Urlauber hier ihr BBQ veranstalten können.

Es gibt eine moderne Schule, ein Museum und eine kleine Bücherei. Obwohl kein Mensch da ist, sind die Gebäude für Besucher geöffnet. Gegen eine kleine Spende kann man hier handgefertigte Postkarten oder Bücher erwerben.
Vertrauen scheint hier kein leeres Wort zu sein, denn auch das Business, welches sich die Familie Benson hier aufgebaut hat, scheint auf dieser Basis zu funktionieren.
Diverse Kleidungsstücke werden einfach in einem Korb unter einem Baum hingestellt. Ein Preisschild daneben besagt, wieviele Dollar man für dieses oder jenes in die vorhandene Box werfen möge.
In den Wintermonaten ist das „Geschäft“ vorübergehend geschlossen, für etwaige Interessenten wäre man aber jederzeit unter einer Telefonnummer erreichbar….

Die 6 km zum Leuchtturm sind mühsam, bergauf und bergab, vorbei an einem kleinen Flughafen, doch lockt das uns zu Ohren gekommene Gerücht, dort eventuell Orcas zu Gesicht zu bekommen.
Wir packen unser Lunchpaket aus, trinken noch ein Gläschen Wein um uns aufzuwärmen und schon wollten wir enttäuscht umkehren, als ich sie sehe….5-6 schwarze Finnen aus dem Wasser stechen…4 große und 2 winzig kleine, Babies vermutlich….

Die Killerwale ziehen ihre Bahnen in der Bucht – gerade rechtzeitig, als auch 3 Whalewatch-Boote am Horizont auftauchen….

Reid Harbour / Stuart Island

27. März 2013

Farewell Bellingham, Farewell ihr warmen herzlichen Menschen dieser kalten, rauen Stadt

Exakt 6 Monate lag Cayenne im Hafen von Bellingham. Das war die längst Ruhepause, die wir ihr seit Beginn unserer Reise gegönnt haben.
Am 25. März war es dann endlich soweit: Obwohl wir seit Wochen diesem Tag entgegenfieberten, fiel es uns nicht leicht, die Leinen loszuwerfen – unsere neuen amerikanischen Freunde haben es uns wirklich schwer gemacht.

Es wurde eine große tolle Abschiedsparty für uns organisiert und selbst Leute, die wir nur vom Sehen kannten, überreichten uns Abschiedsgeschenke gepaart mit gut gemeinten Ratschlägen und herzlichen Wünschen für den Schlag nach Alaska.

Eine Person rührte besonders an unser Herz:
Um 8 Uhr morgens am Tag unserer Abreise klopfte uns WES aus den Federn. Er stand am Steg und hielt 2 Abschiedsgeschenke in der Hand. Der sehr rüstige Wes, dem man sein Alter keineswegs ansieht, war unsere Ansprechperson für den Liegeplatz, den wir im Squalicum Harbour gemietet hatten und war immer für uns da, wenn wir Hilfe benötigten.

Da steht nun also der 70 jährige, überreicht uns seine Mitbringsel und fragt leise, ob wir was dagegen hätten, wenn er ein Gebet sprechen würde.

Er nimmt unsere rechten Hände in die seine, dankt dem Lord für unsere wunderbare Begegnung, bittet ihn um seinen Segen und uns beizustehen auf allen unseren Wegen….

3 Augenpaare blinzeln gleichzeitig, um die aufkommenden Tränen abzuwehren – es folgt eine schnelle, sehr feste Umarmung und ein männliches Shake Hands und weg ist er!

Und wir stehen da und der Kloß im Hals sitze auch noch fest, als die Fender schon in der Backskiste verstaut sind und wir den Hafen längst verlassen haben.

Sicht auf Bellingham von N 48°43,5 W 122° 38,3

12. März 2013

Weekend in Seattle

Ca. 150 km südlich von hier liegt SEATTLE, die große berühmte Handelsstadt des Nordwestens der Vereinigten Staaten. Unser Freund Jeff ist in dieser Metropole aufgewachsen, er kennt sie wie seine Westentasche und somit hatte er die große Ehre für uns einen Sonntag lang den Fremdenführer zu spielen.

Über Fidalgo Island, mit Abstecher auf seine größte Erhöhung den Mr. Erie (388m), der leider im dichten Nebelfeld lag, ging es über die Brücke des Deception Passes nach Whidbey Island, wo wir von Clinton die Fähre nach Mukilteo nahmen. Einen Zwischenstopp gibts in Shilshoe Harbour, um am Monument von Leif Eriksson Halt zu machen und dem Wikinger, der eigentlich schon ein halbes Jahrtausend vor Columbus Amerika entdeckt haben soll, Respekt zu zollen.

Seattle selbst ist in einen Hügel gebaut, umringt von Bergen und wird vom Wasser dominiert. Es gibt mehrere Seen direkt in Downtown, die mit Kanälen verbunden sind, wie etwa der Lake Washington oder der Lake Union und der Puget Sound erlaubt den Zugang zum Pazifik. Rain City wird die Hafenstadt auch genannt und auch heute trübt eine Wolkendecke den Himmel und es regnet leicht, die Statistik hat wohl recht, wenn sie sagt, dass es hier an 6 Tagen der Woche zwischen Oktober und Mai „cloudy“ ist.

Die größten Steigungen gibt es im Stadtzentrum und so haben wir am Queen Anne Hill einen fantastischen Ausblick auf die Space Needle, das Wahrzeichen das 1962 für die Weltausstellung errichtet worden ist. Selbstverständlich besuchen wir auch den Pike Place Market, der als ältester durchgehend geöffneter Public Farmers Market der USA in die Geschichte eingeht (seit 1907) – und an dessen Eingang auch STARBUCKs erster Coffee Shop 1971 gegründet wurde.

Grey`s Anatomy, Boeing, die namhafte University of Washington ….und vieles, vieles mehr ist mit dem Namen Seattle fest verbunden.

Resümee: Eine lebhafte, turbulente Stadt mit Flair und Atmosphäre – gut vorstellbar, das Tom Hanks hier schlaflos war…

Im Pike Place Market...

5. März 2013

Frühjahrsputz beendet – bald geht’s los

Noch immer liegt Cayenne im Squalicum Harbour in Bellingham. Noch immer ist es sehr kalt und das Wetter unbeständig. Das Barometer piepst täglich, um starkes Fallen des Luftdrucks anzukündigen. Bis zu 41 Knoten hatten wir in den letzten 10 Tagen hier am Windmesser abgelesen und der Himmel öffnete seine Schleusen, um Sintfluten herabzulassen. Nein, leider, es ist noch zu früh, um die Segel auszurollen und Kurs gegen Norden zu stecken.

Aber wir waren fleißig: Die Wartungsarbeiten sind abgeschlossen, Cayenne und Crew sind reisefertig. Wir rechnen damit gegen Ende März die Leinen loszumachen und nutzen die Zeit unsere Segelfreunde zu begrüßen, die aus Deutschland und den Niederlanden ebenfalls auf ihre Schiffe „heimgekehrt“ sind. Die Wiedersehensfreude ist groß und Pläne für die kommende Segelsaison werden ausgetauscht. Alaska steht auch bei der Seatime und der Dual Dragons im Sommer 2013 am Programm - was danach kommt liegt noch offen ….

Unser Salon - danach....

22. Februar 2013

Ein Rolls Royce für Cayenne 

Wartungsarbeiten, Reparaturen, Innovationen und hin und wieder mal ein neues Auto, ob notwendig oder just for fun, diese Art sein hart verdientes Geld loszuwerden ist sicherlich jedem von euch zu Hause gut bekannt.
Auch am Boot ist das nicht anders. Alle ein zwei Jahre gehört das gute Ding aus dem Wasser, das Unterwasserschiff gehört abgeschrubbt und neu gestrichen, Ölwechsel und Filtertausch stehen an und statt einem neuen Auto hat sich mein Kapitän einen 4 blättrigen Propeller und ein neues Hardtop geleistet. Der neue Variprop (bekannt als der Rolls Royce unter den Propellern) kommt aus good old Germany und verspricht höhere Geschwindigkeiten unter Motor und Segel und damit sollte auch der Spaßfaktor beim Cruisen erheblich größer sein.

Das Projekt Hardtop planen wir schon seit 2 Jahren, aber die Panamaer waren nicht fähig und die Hawaiianer wollten es nicht machen. Sonne und Wind haben ihre Spuren hinterlassen und so war die vor 6 Jahren in Kroatien angefertigte Cockpitabdeckung wirklich schon überfällig.
Bereits im September hatten wir bei 4 verschiedenen Firmen angefragt, aber erst jetzt im Jänner fanden wir den richtigen Mann für diese Spezialanfertigung. Rob Gilmore hat fabelhafte Arbeit geleistet. Wir sind sehr zufrieden mit dem Glasfiberdach. Fehlen nur noch die Seitenteile und die Sonnenabdeckung und weil wir sowieso eine Baustelle haben, entschlossen wir uns gleich auch neue Teppiche und neue Wandverkleidungen im gesamten Schiff anzubringen. Schließlich hat uns unsere Cayenne immer gute Dienste geleistet und hat es verdient ein bisschen verwöhnt zu werden.

Tja und nachdem wir nun eine Woche an Land bei der Werft SeaView gelegen sind, glänzt unser Schiffchen außen wie ein Speckschwarterl, hat hinterm Kiel einen funkelnden Diamanten stecken und wir sind ein kleines Vermögen losgeworden. Das Interieur ist noch nicht fertig, kostet aber bestimmt nochmal so viel wie eine schöne Perlenkette. Ach naja – vielleicht bin ich nächstes Jahr wieder mal dran mit einer ordentlichen Generalsanierung - inzwischen zieh ich mal wieder schön brav meine Gummistiefel an und putz mal fleißig die Edelstahlteile meiner lieben Rivalin weiter…

Cayenne geliftet ;-)

6. Februar 2013

1000 km in British Columbia

Einer Einladung unserer kanadischen Freunde folgend, packen wir unser kleines Köfferchen und reisen mit „Amtrak“, der US-amerikanischen Zugverbindung, von Bellingham nach Vancouver. Nach knapp 2 Stunden sind wir in Kanada, steigen um in den Sky Train zur Waterfront, nehmen dort den SeaBus und 12 Min. später sind wir in North Vancouver, wo uns unsere Freunde erwarten.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sowohl in den USA als auch in Kanada sehr empfehlenswert: Sie sind preiswert, kundenfreundlich und äußerst bequem.

Abends beim gemütlichen Feuer am Kamin überrascht uns Kellie mit folgendem Vorhaben: Sie hat eine kleine Rundreise mit dem Auto für uns geplant. Sie wollten gerne ein paar Orte aufsuchen, wo Howard als junger Mann vor 40-50 Jahren in diversen Papierfabriken gearbeitet hatte.

Ganz unkompliziert konnten wir unsere bereits datierte Rückfahrt via Telefon bei Amtrak umbuchen und besuchten zuerst einmal Tochter Haidee auf ihrer kleinen Farm. Sie lebt dort mit ihrem Mann, ihren Kindern, 58 Hühnern, 2 Hunden und 2 wunderschönen Quarter Horses. Hauptberuflich arbeitet sie mit Pferden, aber sie engagiert sich auch sehr für benachteiligte Kinder und hat zur Zeit gerade drei im Teenageralter in Pflege. Der Nachmittag ist vollgefüllt mit interessanten, kurzweiligen Geschichten!

Am Tag darauf nehmen wir die Fähre über den Howesound und besuchen John, den Sohn unserer Freunde in Sechelt. Wir essen zum ersten Mal Yorkshire Pudding und Roastbeef und lernen den süßesten Bengel von ganz Kanada kennen. Der kleine Liam ist gerade mal 2 Jahre und freut sich auf sein Geschwisterchen, das er in ca. 1 Monat bekommen wird. Der Abschied am nächsten Morgen fällt uns allen schwer, als wir nach Powell River aufbrechen. Wir machen einen Abstecher in das Hippieörtchen Lund und Howard scheint ein wenig wehmütig an vergangene Tage zu denken.

Die Fahrt mit der Fähre von Powell River nach Comox auf Vancouver Island dauert keine 2 Stunden und ist unspektakulär. Keine Wale, keine Delfine, kein Wind. Die folgenden Tage klappern wir ein Städtchen nach dem anderen in Vancouver Island ab. Wir verbringen einen Tag in Port Alberni, der Stadt, die 1964 von 2 Tsunamis überschwemmt wurde. Ausgelöst wurde diese Katastrophe von dem fürchterlichen Karfreitagsbeben in Alaska, das damals 125 Menschenleben forderte.

Auf der Fahrt von Ost nach West durch Vancouver Island sehen wir die berühmten Riesen-Lebensbäume, Douglasien und Sitka-Fichten, die enorme Wuchshöhen erreichen (bis zu 96m!!). Der Pacific Rim Hwy führt uns entlang des größten Sees der Insel, dem Kennedy Lake und entlang des Ucluelet–Tofino Hwy erstreckt sich ein 20 km langer durchgehender Sandabschnitt, der als Long Beach bezeichnet wird und zum Pacific-Rim-Nationalpark gehört.

Tofino und Ucluelet waren früher kleine Fischerdörfer, die jetzt vor allem vom Tourismus leben. Die riesigen Wellen im Pazifik laden zum Surfen oder Bodyboarden, auf den Flüssen und Seen kann man Kajaktouren unternehmen, Whale Watching und Bear-Watching Touren werden angepriesen, ein Paradies für Camper und Wanderer - einfach Kanada pur!

Über Nanaimo geht’s mit der Fähre wieder zurück aufs Festland und nachdem Kellies Honda 1100 km mehr am Tachostand anzeigt, sind wir wieder zurück in North Van. Unsere Köpfe sind voll mit neuen Eindrücken, neuen Geschichten, neuen Erfahrungen, die jetzt einmal verarbeitet und abgespeichert werden wollen…und da wartet ja auch noch ein bisschen Arbeit auf uns, bevor es wieder auf dem Seeweg losgeht in Richtung Norden.

Detail am Rande: Es überraschte uns, dass die Fähren relativ teuer sind. 50 USD pro Fahrt und Wagen und weitere 15 USD pro Person und Fahrt muss man schon einkalkulieren. (Insgesamt waren das somit ca. 300 USD!)

Florencia Bay Westseite Vancouver Island

22. Jänner 2013

Getting around in Whatcom County

Wir haben unsere Freunde befragt, was man denn so unbedingt gesehen haben muss in der Gegend. Einstimmig wurde uns erklärt, dass der Mount Baker auf jeden Fall erklimmt werden muss. Egal ob zu Fuß, mit Skiern oder mit dem Auto. Wir entschließen uns für letzteres und machen uns mit dem HHR entlang der State Route 5420 auf in Richtung Osten. Schon nach wenigen Meilen sind wir draußen aus der 80.000 Seelenstadt und drastisch ändert sich das Landschaftsbild. Vor uns erstreckt sich ein ausgedehntes Ackerland mit landwirtschaftlicher Nutzung. Pferde, Schafe, Baumschulen und vor allem viele Beerenfelder. Whatcom County ist der Topproduzent von Himbeeren im Staate Washington und so sichert die Ernte dieser süßen roten Frucht jährlich 6000 Arbeitsplätze während der Erntezeit.

Der Highway wurde Ende des 19 Jhdts. für die lukrative Holzfällerindustrie gebaut und führt durch einige fest verbundenen Gemeinden. In Glacier führt die Straße in den Snoqualmie Nationalpark. Gewaltige Ahornbäume und immergrüne Nadelwälder säumen die Straßen und silbrig spiegelt sich das glasklare Wasser des 120 km langen Nooksack Rivers, der einen großen Teil dieser Gebirgskette entwässert.

Die Reise endet für uns am Milepost 55 – wo sich das Skigebiet des 3285m hohen Schichtvulkans befindet. Der Koma Kulshan, wie Mt. Baker von den Nooksack Stämmen genannt wurde, darf sich außerdem rühmen, während einer Saison weltweit die meisten Schneefälle zu haben. So zB 1999, als dies stattliche 2855cm waren!

Und tatsächlich gibt es am „Steilen weißen Berg“ viel Schnee. Meterhoch türmen sich links und rechts neben uns Schneeschichten auf. Die Parkplätze sind voll, Autos, Busse, Wohnmobile, Menschen aller Altersklassen stehen hier oben und machen sich bereit für die Abfahrt. Am Himmel gibt es kaum ein Wölkchen, die Sonne wärmt das Thermometer auf über 40 Grad Fahrenheit und wir drehen wieder um, um ganz unsportlich diese Idylle noch einmal zu genießen – auf dem Weg nach unten in unserem gemütlichen, warmen HHR mit seinen Spikes und Schiebedach auf sauberen Alpinstraßen, die wir fast für uns alleine haben ;-)

Sonnenuntergang in der Bellingham Bay

15. Jänner 2013

Araber, Pyjama Lama und ein Segler im Stall

Wir erhalten eine Einladung zu einer Party. Mit dem schwarzen Chevi von Troy starten wir Samstagnachmittag in Richtung Norden nach Ferndale, einer hübschen Kleinstadt ca. 30 km von Bellingham entfernt.

Die Idylle, indem sich dieses kleine Paradies befindet, ist geradezu maßgeschneidert für das junge Glück, das uns bereits in ihrem großzügigen Anwesen erwartet. Jan und Terry sind noch keine eineinhalb Jahre ein Paar und haben sich im vergangenen Juli auf ihrem Grundstück, vor dem bezaubernden kleinen See, von einem Bischof, im Beisein von 200 Freunden, getraut.

Sie leben hier mit ihrem Hund Poppet, 5 Wildenten, 3 Pferden und 1 Lama, das angeblich die Kojoten von den Pferden fernhält. Pyjama Lama – so genannt wegen ihres weichen angenehmen Fells - ist gleichzeitig auch das Maskottchen des örtlichen Rugbyteams, deren Spielplatz praktischerweise direkt ans Gehege angrenzt.

Im offenen Kamin fackelt das Feuer, am Grill brutzeln die Steaks, am Ofen köchelt das Squash-Süppchen vor sich hin und die Nanaimo Barrels sind sicher (vor mir und Hannes) im Kühlschrank verstaut. Tochter Ashley, angehende Sozialpädagogin, sowie Tim und seine Frau Verna sind ebenfalls bereits eingetroffen und so wird gerade rechtzeitig, als sich die Sonne auf die Bergspitzen des Mount Bakers niederlässt, der Sundowner kredenzt: Tahiti Sky (Wodka, Blue Curacao, Pineapple Juice, ein wenig Soda, ein Spritzer Lime – alles auf Eis kurz geschüttelt) der beste Start für eine gelungene Party!

Nach dem Tahiti Sky gab es zum Dinner auch noch einige Flaschen kalifornischen Rotwein zu verkosten und so vereinbarte man gleich bis zum Frühstück zu bleiben. Terry hatte bereits seine berühmten Pancakes in der Pfanne und der Champagner war auch schon gekühlt, als wir noch etwas verschlafen die prachtvolle Aussicht bewunderten. Doch was war das Ding, das da neben dem Tiergehege aus dem Schuppen ragte? Unglaublich, aber kann das tatsächlich der Bug eines Segelbootes sein???
Ja, kann es: Terry hat aus Kostengründen eines seiner drei Boote einfach in den Schuppen gestellt ….

Ein Segler im Stall...

9. Jänner 2013

Ein neues Jahr und neue Ziele:

Jänner in Washington State. Es regnet und der Geruch von Schnee liegt in der Luft, die Temperaturen befinden sich ein paar Grad über bzw. unter dem Gefrierpunkt, den Himmel verdeckt oft eine durchgehende Wolkendecke, hinter der sich leider auch die Sonne zur Zeit recht gerne versteckt.

Alles in allem hört sich das recht trostlos an, wären da nicht die hübschen Kanadagänse, die schnatternd und munter in ihrem dichten Federkleid in der Bucht umherschwimmen - oder meine ganz besonderen Lieblinge: die Seehunde, deren kahlköpfige Häupter unentwegt auf- und abtauchen im eiskalten, dunklen Wasser der Bay of Bellingham.

Und ganz oben auf der Liste: unsere Träume, unsere Erwartungen, unsere Begeisterung für das Neue, unsere offensichtlich unstillbare Sehnsucht nach dem Unbekannten, der Neugierde dem Leben gegenüber. Das sind die Dinge, die unsere Herzen wärmen, uns stark machen und uns selbst bei diesem triesten Wetter euphorisch in die Zukunft blicken lassen.

Beinahe täglich schlendern wir die Promenade des Squalicum Harbours entlang, eine gute Stunde dauert der Rundgang um den Hafen. Wir verweilen an der Mole und schauen aufs weite Meer hinaus, jeder in Gedanken versunken und unsere Blicke treffen sich am Horizont, auf dem kleinen Lummi Island, hinter dem gerade die Sonne ins Meer versinkt.

Hannes spricht aus, was ich denke:" In wenigen Wochen ist es wieder so weit, hier werden wir rausfahren, Segel setzen in Richtung Norden, Alaska wartet auf uns...."
In Gedanken vollende ich den Satz:"...ja, bald schon werden wir wieder unterwegs sein, einem neuen, uns unbekanntem Ziel entgegen, vielleicht Bären und Elche sehen oder Lachse fangen, Orcas begegnen, echte Inuits kennenlernen?

Noch immer teilen wir diese eine Leidenschaft: das Reisen!
Das Erkunden fremder Länder und Kulturen, das Fernweh, dieses Verlangen fortzugehen von einem Ort, den man kennt, Menschen zurückzulassen, die man lieb gewonnen hat - alles Bekannte einzutauschen gegen das Unbekannte.

Wortlos reichen wir uns die Hände und spazieren, gestärkt und voll Tatendrang zurück zu Cayenne: So viel gibt es noch zu tun, vorzubereiten, zu planen und zu organisieren... Es kann uns gar nicht schnell genug gehen, denn wir können es kaum erwarten, das kommende Jahr zu erleben, mit seinen vielen schönen neuen Abenteuern, seinen unzähligen magischen Momenten, die es für jeden von uns bereit hält....

Bay of Bellingham