Oktober

22. Oktober 2008

Potluck – Party

Seit einigen Tagen liegen wir in einem wunderschönen Ankerplatz auf La Graciosa, der kleinen Kanareninsel, die an ihrer engsten Stelle gerade mal eine halbe Seemeile von Lanzarote getrennt ist.
Die Überfahrt von Madeira war unspektakulär und dauerte 44 Stunden. Nun sind wir aber in einer ganz anderen Welt. War Madeira grün und „europäisch“, fühlen wir uns hier nach Afrika versetzt.

Um uns liegen noch 15-20 andere Boote, alles Langzeitsegler aus den unterschiedlichsten Ländern. Eigentlich wollten wir, um einander besser kennen zu lernen, alle gemeinsam ein Barbecue am Strand veranstalten, doch wir konnten in dem nahe gelegenen Örtchen keine Holzkohle kaufen und da das Landschaftsbild von Sand und Dünen beherrscht wird, war es auch unmöglich genügend Holz für so eine große Grillparty aufzutreiben.

So schwenkten wir um auf eine Potluck-Party.
Was das ist? Ich muss euch gestehen, es war auch für mich ein neues Vokabel – aber Stefan vom Katamaran BAJU klärt mich ganz schnell auf: Schau, das ist ganz simple - jeder bringt etwas zu Essen und zu Trinken mit und wenn du Glück hast, dann findest du auch was Schmackhaftes in einem der vielen „pots“….deshalb „potluck“. Diese Art zu feiern ist unter Seglern ganz groß in Mode!

Hier erfuhren wir einige interessante Geschichten. Ein Paar aus Australien hat hier nach 30 Jahren ihr Kielwasser gekreuzt und ist somit einmal um die Welt gesegelt und eines aus USA ist auf ihrer 3. Weltumsegelung hier vorbeigekommen. Die erste machten sie vor, die zweite mit und die dritte nach den Kindern.

Natürlich organisierte unsere Stimmungskanone Stefan auch Musik und als es dämmerte, sammelten die Männer noch ein bisschen Holz, um uns Damen einzuheizen!
Gemütlich saßen wir bis spät in die Nacht am Lagerfeuer und verbrachten einen äußerst lustigen Abend unter Norwegern, Schweden, Franzosen, Neuseeländern, Australiern, Briten, Deutschen und Amis – und wir vertraten mit steirischem Kernölsalat würdig unsere Heimat Österreich!

Es wird selbstverständlich nicht nur gefeiert, sondern es wird auch etwas für die körperliche Fitness gemacht. So klettere ich wieder mal auf jedem nächstgelegenen „Berg“ herum und Hannes „winscht“ unseren Ankernachbarn in den Mast, um den Windgenerator zu reparieren….

Strandparty auf La Graciosa

10. Oktober

Sag beim Abschied leise Servus…..

Schon von Kindesbeinen an wurde uns gelehrt sich ruhig und ehrfürchtig in Gotteshäusern und an Grabstätten zu verhalten. So waren wir etwas befremdet, als wir an der letzten Ruhestätte unseres Kaisers, Karl I von Habsburg, standen und sahen, wie sich die Touristen aus aller Welt hier in der Seitenkapelle der Wallfahrtskirche von Monte benahmen! Ungeniert wurde fotografiert und miteinander gesprochen, als wäre man auf einem Jahrmarkt! Uns tröstet allein der Gedanke, dass der von Papst Johannes Paul II seliggesprochene letzte Kaiser von Österreich, trotz all dem Rummel, hier wenigstens noch ein bisschen mehr Ruhe findet, als seine hoheitliche Verwandtschaft in der Kaisergruft in Wien…..

Nachdem wir nun dem eigentlichen Grund unseres Madeira Besuches nachgekommen waren, machten wir noch ein bisschen Sightseeing.
Wir besuchten die Felsbäder in Porto Moniz, bestaunten die inseltypischen, strohgedeckten Holzhäuser in Santana und erfuhren, dass in abgelegenen Teilen der Insel einige „Casas de Colmo“, wie sie hier genannt werden, noch bewohnt sind.
Wir fuhren nach Camacha in die Korbflechtfabrik, schlenderten durch botanische Gärten, flanierten in der Hauptstadt Funchal und natürlich tranken wir den süffigen Madeira-Wein und verkosteten sowohl den Espetada (Fleischspieß), als auch den Espada (Degenfisch) im Teigmantel mit Banane!
Dieser hässliche Fisch wird, außer auf Madeira, nirgendwo auf der Welt gefangen! Er lebt in 2000 m Wassertiefe und kommt nachts auf ca. 600 m, wo er, mittels schier endlos langer Angelleinen, mühselig noch von Hand aus der Tiefe gezogen wird.

Auch für uns wird es nun leider Zeit „Servus“ zu sagen zu dieser reizenden Insel, die uns so in ihren Bann gezogen hat und so warten wir auf das passende Wetterfenster, um in Richtung Kanaren weiter zu ziehen.

Unser letzter Kaiser: Karl I. von Österreich

04. Oktober

Wir befinden uns im schwimmenden Garten Portugals – auf der Blumeninsel MADEIRA!

Tagelang haben wir nun die Vulkaninsel von der Ost- West- und Nordseite aus mit unseren schwedischen Freunden auf Wanderwegen erkundet.
Wir bewegten uns entlang der Levadas, der heute nahezu 5000 km langen Bewässerungsanlagen, die schon von den maurischen Sklaven im 15 Jhdt. unter schwierigsten Bedingungen in die steile Bergwelt geschlagen wurden. Ingenieure vollbrachten wahre Meisterleistungen und bauten dieses Netz dann im 19. Jahrhundert aus, als man auf der Insel wieder Wasser für die Zuckerrohrplantagen benötigte.

Da die Levadas ein sehr geringes Gefälle aufweisen müssen, maximal 1-3m auf 100 m, kann man sich zwar stundenlang auf gepflegten Wegen entlang der Wasserkanäle durch Eukalyptus- und Lorbeerwälder bewegen, aber dadurch führen einige von ihnen auch mitten durch senkrecht abfallende Felswände.

Unsere trainierten Freunde Anna und Hakan hatten am 3. Tag eine Überraschung für uns bereit.
Nach 2 Drittel des Weges erwähnten sie, so nebenbei, dass wir uns laut „schwedischem Wanderguide“ auf einer der anspruchsvollsten Touren befänden.
Mit Stirnlampen ausgerüstet durchquerten wir zeitweise auf allen Vieren kriechend, (ich Annas Händchen fest haltend) lange, feuchte, tiefschwarze Tunnel – kein Licht am anderen Ende sehend - und plötzlich fanden wir uns auf 30 cm schmalen, in den Fels gehauenen Pfaden wieder!
Zur Rechten fällt die Wand 500 m senkrecht ab und zur Linken ragt sie noch 300 m in den Himmel!
2 km Wegstrecke bewältigten wir auf diese Weise, um dann einen der imposantesten Wasserfälle der Insel sehen zu können.
Natürlich führte kein anderer Weg zurück und so musste sich mein an Höhenangst leidender Skipper nochmals überwinden...

Belohnt wurden wir mit grandiosen Panoramablicken von den höchsten Gipfeln Madeiras und dem erhabenen Gefühl eine ganz außergewöhnliche Tour geschafft zu haben!
...und ein gewaltiger Muskelkater erinnerte uns noch am nächsten Tag, bei der Besichtigung der zahlreichen Windjammer, die zum 500 jährigen Jubiläum von Funchal aus aller Welt angereist kamen, an die sportlichen Leistungen der vorangegangenen Tage!

Die 4 Abenteurer