Juli

28. Juli 2008

Am 25. Juli um 9:15 Uhr verlassen wir die größte der Ägadischen Inseln, Favignana, mit Kurs 300° - Ziel die Südküste von Sardinien.
Windstärken bis 3 Beaufort, in der Seemannsprache als "leiser Zug" bezeichnet, von Süd-Südwest und gegen 22 Uhr beschließen wir dann doch noch den Spinnakerbaum zu setzen und damit die Genua auszubaumen.
Mit durchschnittlich 3-4 Knoten dümpeln wir durch das Tyrrhenische Meer, leider von einer unangenehmen Welle begleitet.
Für die Nacht habe ich eine große Kanne Schwarztee vorbereitet, die Batterien meines I-Pods sind aufgeladen und so übernehme ich gegen 2 Uhr meine Wache. Eine schwere Wolkendecke hängt am Himmel, daher ist die Sicht nicht sonderlich gut, aber wir haben ja unser Radar und da entdecke ich dann auch hin und wieder ein anderes Schiff, lange bevor ich es mit dem Fernglas erkennen kann. Diesen weißen Lichtern schenke ich dann meine ganze Aufmerksamkeit, bis es nur mehr ein winziges Pünktchen am Horizont ist.

Ich genieße es im Cockpit zu sitzen, die Stille um mich, das leise Platschen der Wellen an den Rumpf des Schiffes und halte durch bis 7 Uhr morgens.
Als Hannes aufsteht, habe ich bereits meine erste Tasse Kaffee in der Hand und höre „from this moment on...“ von Shania Twain.
Ein warmer Wind streichelt meine Haut, das Meer ist ruhiger geworden, am Himmel spiegeln sich die vielen unterschiedlichen Blautöne der See, die Sonne geht auf hinter den Wolken im Osten. . . . und als ob die Natur diesem faszinierenden Augenblick noch eines draufsetzen möchte, taucht neben Cayenne ein ganz junges Delphinpärchen auf und begrüßt mit uns gemeinsam den neuen Tag.

Nach 33 Stunden laufen wir in Porto Giunco ein und sehen schon von weitem unser Schwesterschiff ODIN und auch EILAND, beide sind am selben Tag aus Tunesien angereist! Auf dem Bug Stefanie, Bertel, Imke und Uli, alle freudestrahlend mit einem Gläschen in der Hand und die Einstudierung der Choreographie dieses harmonische Begrüßungstänzchen hat wohl etliche Stunden und mehrere Flaschen in Anspruch genommen..... ..... – wir freuen uns wahnsinnig unsere Freunde wieder zu sehen!!!!

Sardinien - Ankunft

23. Juli

C.N.C. Circolo Nautico „IL CORALLO“ in SCIACCA

Das ist der Name des örtlich ansässigen Nautikclub, in dem wir für drei Tage Unterschlupf fanden.
Er befindet sich am ersten Schwimmsteg unmittelbar nach der Tankstelle.
Wir haben so etwas noch nicht erlebt! Zuerst wurden wir äußerst freundlich empfangen und gleich zum Cafe eingeladen.

Dort im Clublokal fragte uns der Vizepräsident Vincenzo Russo dann, welchen Wein wir gerne trinken würden.
Er öffnet seinen, mit einem Vorhängeschloss gesicherten, Schrank und überreicht uns gleich einmal eine Flasche Sizilianischen Rotwein zur Begrüßung.
Weiters wurde es uns ermöglicht mit dem clubeigenen USB-Stick ins Internet zu gehen, um unsere Homepage zu aktualisieren.
Dabei war uns Carmelo Morreale sehr behilflich.

Wir hatten das Gefühl Mitglied einer großen Familie zu sein und können nur empfehlen an der Südküste Siziliens in Sciacca Halt zu machen und die schöne Stadt am Berg zu besichtigen, zumal die Preise im Club der Bordkasse sehr entgegenkommen.

Von links: Carmelo, Agostino, Vincenzo vom YC

20. Juli

Entlang einer Hügelkette an der Küste Agrigentos liegt das Epizentrum griechischer Baukunst: das Tal der Tempel!
Wir sind überwältigt von dieser bezaubernden Atmosphäre, spazieren entlang von Mandel- und Olivenbäumen und bestaunen eine einzigartige Reihe goldfarbener dorischer Steintempel!

Der Tempel der Eintracht (Tempio di Concordia) wurde bereits um 430 v.Chr. erbaut und ist eines der Paradebeispiele hellenischer Kultur.
Mit 34 Außensäulen ist er einer der besterhaltenen griechischen Tempel überhaupt.
Der gigantische Tempio di Giove (Zeustempel) der drittgrößte griechische Tempel wurde gebaut, um den Sieg gegen die Karthager bei Himera 480 v. Chr. zu feiern. Als Stützen der schweren Mauerwerke dienten riesige Figuren, 7,65 m hohe Telamonen!
Wir wandern zwischen jahrtausend alten Steinen, vor uns liegen Überreste des Demetertempels und des Äskulaptempels, gigantisch auch der Herkulestempel mit einer dreistufigen Basis mit 38 Säulen aus dem 6. Jhdt. v.Chr., und dann der Tempel des Kastor und Pollux, der sich in der Mitte des Altarbezirks befindet und zum Wahrzeichen von Agrigent geworden ist.

Und das ist wahrscheinlich noch nicht alles für den heutigen Tag, denn wir erfahren, dass heute Festa della Madonna del Carmine gefeiert wird. Eine Musikkapelle empfängt uns bereits um 9 Uhr morgens am Hafen und abends soll um Mitternacht die Madonna mit einem Fischerboot im Hafen herumgefahren werden und ein riesiges Feuerwerk diese Zeremonie begleiten. Wir gehen schon mal in Deckung…

Tempel der Concordia (Eintracht)

Unsere Reise führt uns weiter an die Südspitze nach Porto Palo und dann nach Licata. Wieder eine typisch sizilianische Stadt wie man sie sich vorstellt.
Wäsche hängt quer über die engen schmalen Gässchen, viele alte Kirchen, ausschließlich Männer in den Lokalen und die Gespräche, die die Frauen von Tür zu Balkon führen, finden in einer Lautstärke statt, bei der ich schon befürchte, dass jeden Moment eine der beiden beginnen wird, irgendwelche Gegenstände nach der anderen zu werfen.

Howard erfährt irgendwie, dass unser Antennenkabel des Bord-GPS beim Schweißen der Davits in Marmaris durchgebrannt ist und wir daher keinen Ankeralarm haben. Der sonst recht ruhige und zurückhaltende Kanadier ist ganz außer sich, stellt sogar sein Bier beiseite und meint:“I`ll fix that for you – right now!“!
Für unsere Freunde die Nichtsegler sind: Ein Ankeralarm kann sehr nützlich sein, wenn man nachts in einer Bucht vor Anker beruhigt schlafen will. Denn sobald sich das Boot außerhalb eines bestimmten Radius bewegt, was soviel bedeutet wie der Anker hält nicht mehr, beginnt der Alarm zu läuten!

Es folgt ein langer Nachmittag, denn das Kabel muss vom Kabelkanal gezogen werden und dieser liegt ganz unten in unserer Backbordkiste.
Als wir diese riesige Kiste ausräumen, entdecken wir, dass einige Liter unseres Bootputzmittels ausgelaufen sind. Außerdem kommen Sachen zum Vorschein, wo wir gar nicht wussten, dass wir solche an Bord hatten. ZB ein Kescher uvm…!
Howy holt dann noch sein Lötwerkzeug und unser Bord-GPS ist bald wieder funktionstüchtig.
Leider entpuppt sich die stundenlange Schinderei als Sisyphusarbeit: Denn Hannes entschließt sich die Antenne doch nicht zu montieren! Wir müssten nämlich ein Loch ins Deck bohren und da das Gerät eigentlich schon ein älteres Modell ist, will er lieber gleich ein neues und moderneres kaufen!

Howard in der Kiste

12. Juli

Ihrer dreieckigen Form verdankt Sizilien den Namen Trinacria, der aus dem Griechischen kommt und drei Ecken bedeutet.

Hier treffen wir auch wieder unseren bayrischen Freund Michi und empfangen auch Freunde aus der Heimat, mit denen wir eine wunderschöne Woche an der Ostküste verbringen.
Wir starten von Taormina und vorbei geht es an den Isola dei Ciclopi (Zyklopeninsel), pittoreske basaltische Felsen, die vom Meer vor Acitrezza auftauchen. Homer war der Meinung, dass Polyphem, der einäugige Riese, diese Felsen auf Odysseus und seine fliehenden Freunde geworfen hat.

Nachts laufen wir dann in die Bucht außerhalb des Hafens von Augusta ein.
Ein Lichtermeer rundum, spiegelglattes Wasser und dazu sternenklare Nacht gepaart mit italienische Musik – das ist die Kulisse in der wir abends im Cockpit unsere obligaten Spaghetti al Olio einnehmen.

Syrakus, das größtenteils auf der vorgelagerten Insel Ortigia liegt, empfängt uns am nächsten Tag mit 45 Grad und heißem Fön. Der älteste dorische Tempel Siziliens, der Apollotempel, der barocke Piazza Duomo mit dem Dom, die Piazza Archimede mit dem modernen Brunnen, der die Nymphe Arethusa bei ihrer Verwandlung in eine Quelle darstellt und vieles mehr werden hier bestaunt.
Ein Besuch am Markt ist natürlich unerlässlich und wir kaufen frischen Fisch für das Geburtstagsessen.

Absolutes Highlight war der Ausflug mit dem Auto nach Noto.
Badespaß am Lido und dann die Stadt selbst, die sich auf einem Hügel an den Hängen der Hybläischen Berge erhebt. Die monumentalen Bauwerke aus goldgelbem Stein säumen die Straßen mit ihren wunderbaren Fassaden und Treppen und die Fahrt mit dem Auto durch die engen steilen Gassen ist ein Erlebnis für sich.

Wieder einmal wundere ich mich, wie schnell doch die Zeit vergeht! Schade, dass Andrea, Albin und Siegi schon wieder die Heimreise antreten mussten.

Siziliens Flagge Tri Acri

4. Juli

„Nobody wakes Papa up!“

Der hübsche Ankerplatz in der Baia di Taormina gehörte beinahe uns alleine, als wir ihn frühmorgens am Samstag verlassen, um einen Landausflug zu machen.
Howard, unser kanadischer Freund, vertraut uns seine Frau Kelly an, er bevorzugt es an Bord zu bleiben und Ankerwache zu halten.

Als wir zurückkehren, trauen wir unseren Augen nicht!
Die Bucht ist nicht wieder zu erkennen:
Unzählige Sportboote bis hin zu riesigen Kreuzfahrtschiffen, dazwischen Kinder, die mit ihren Schlauchbooten um Ankerbojen flitzen, Schwimmer, Taucher, Tretboot- und Wasserskifahrer – Heerscharen von Menschen und Yachten auf engstem Raum!

Howard hatte einstweilen eine außergewöhnliche Unterhaltung mit den Jugendlichen eines Motorbootes.
Als dieses durch aufkommende Windverhältnisse ihm recht nahe rückte, sprach er den ältesten der 5-köpfigen Kinderschar an: „Hi, where is your Papa?“
Der in etwa 10 jährige Bub antwortet höflich:“Papa is sleeping…“
Howard, der die Ruhe in Person ist, forderte den Kleinen geduldig auf:“I think you should better wake Papa up now...!“

Worauf der kleine Sizilianer den bärtigen Fremden ungläubig anstarrt um dann nur kopfschüttelnd leise hinzuzufügen:“Nobody wakes Papa up!!!“

Auch seine jüngeren Schwestern betrachten den Ausländer nun, völlig irritiert mit großen Augen und dann nicken sie fleißig bejahend mit ihren kleinen Köpfen, um zu bestätigen, dass es an der Aussage ihres großen Bruders nicht den geringsten Zweifel gibt:“Nobody wakes Papa up…!“