Mai

31. Mai 2008

Eine (fast) verhängnisvolle Bucht….

Wir befinden uns im geschützten Hafenbecken der Hauptstadt Zakynthos, der sich im Osten der Insel befindet und auch Chora genannt wird.
Stattliche Gebäude mit Arkaden, große Plätze und malerische Gassen bestimmen das Bild und wir haben einen herrlichen Blick auf den Glockenturm des Agios Dionysios, dem Schutzpatron der Insel.

Von hier aus starten wir unsere Inselrundfahrt, vorbei an bizarren Felsen, nordwärts in Richtung Blaue Grotte, wo die Brandung große Höhlen ausgewaschen hat und deren einzigartiges Farbenspiel eine spektakuläre Faszination auf uns ausübt.
Dann passieren wir das Kap Skinari, den äußersten Nordzipfel der Insel, um wieder in Richtung Süden zum Schiffswrack-Strand zu gelangen.

Uns eröffnet sich ein grandioser Blick auf die Bucht, die ihren Namen wegen eines gestrandeten Frachters hat, der hier seit 1970 liegt.
Hohe weiße Felswände rahmen die weiße Sandbucht, das Wasser des Meeres leuchtet in intensivem Türkis – ein unglaublich beeindruckendes Bild und wir entschließen uns hier ein Barbecue abzuhalten.

Die Männer sammeln Holz für die Feuerstelle, die Frauen bereiten Salate vor und dazwischen bleibt noch Zeit für ein herrliches Bad.

Als es bereits finster wird, beschließen wir die Rückfahrt zu unseren Booten anzutreten und erleben eine böse Überraschung.
Es gibt ordentlich Schwell, was bedeutet, dass wir andauernd mit unserem Beiboot zurück auf den Strand geschleudert werden.
Das Dingi ist randvoll mit Wasser und muss immer wieder gelenzt werden. Fast eine ganze Stunde kämpfen wir gegen die ins Boot einsteigenden Wellen an und sind natürlich patschnass von oben bis unten.
Doch endlich irgendwann sitzen wir alle drei überglücklich in der kleinen Nussschale und fahren in Richtung Cayenne.
Dort angekommen stehen wir gleich vor dem nächsten Problem: wie bringen wir unseren Gast auf das Boot hinauf?
Das Heck des Schiffes schaukelt auf und ab und es ist schwierig genug für Hannes und mich hier raufzuklettern, ohne wieder ins Meer zu fallen oder sich zu verletzen.
Wie aber bringen wir erst unseren Gast, der mit solch sportlichen Aktivitäten nicht ganz vertraut ist, hier rauf?
Wir beschließen es von der Steuerbordseite zu versuchen.
Ich ziehe von oben an den Ärmeln, Hannes schiebt von unten und gleichzeitig versucht er das Schlauchboot in Position zu halten…., puhh das ist gar nicht so leicht, aber es gelingt uns doch unsere liebe Katerina, die inzwischen vor Aufregung und Kälte wie Espenlaub zittert und ein Stoßgebet nach dem anderen in den Himmel schickt unversehrt an Bord zu hieven.

27. Mai 2008

Hello again – hier bin ich wieder!

Nach kurzen 2 ½ Wochen Urlaub in Österreich befinde ich mich nun wieder hier bei meinem Hannes und unserer Cayenne im Hafen von Zakynthos.

Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust, Wehmütigkeit wechselt sich ab mit Hochstimmung, einerseits vermisse ich meine Lieben zu Hause und andererseits bin ich glücklich wieder hier zu sein!
Ja, ja ich weiß schon, was ihr jetzt denkt: …man kann sich das Leben auch selbst schwer machen!

Nun habe ich zum Glück nicht viel Zeit über meinen Gemütszustand zu sinnieren, denn schon morgen bekommen wir unseren ersten Gast in dieser Saison und es gibt noch einige Vorbereitungen zu treffen.

Einen kulinarischen Tipp habe ich noch für alle, die uns auf den Fersen sind:
SPARTAKOS heißt die Attraktion, die wir gemeinsam mit Eiland und Pink Panther hier an der Hafenpromenade entdeckt haben.
Neben hausgemachten griechischen Spezialitäten vom Feinsten, trifft man dort auf einen sehr charmanten und witzigen Wirt, der sich äußerst liebenswert und gastfreundlich um das Wohl seiner Gäste kümmert.

23. Mai 2008

Die unendliche Geschichte – oder „Kindererziehung in Griechenland“

Nachdem ich Milos verlassen und den Peloponnes umrundet hatte, die meiste Zeit unter Motor, weil selbst am berüchtigten KAP Maleas kaum Wind zu spüren war, bin ich nun in Methoni angelangt.
Da gibt es ein venezianisches Kastell, das früher die Schifffahrtsroute um den Peloponnes überwachte und deshalb auch „das Auge der Republik“ genannt wurde.
Später eroberten es die Türken und Cervantes, der Autor des berühmten Don Quixote saß hier als Gefangener.

Was ich hier beobachten konnte, wäre ebenfalls ein Thema für eine heitere Geschichte:
Am Marktplatz betreibt eine wirklich wohlgenährte Griechin einen Kiosk.
Sie und ihr ca. 8-jähriger Sohn dürften aus irgendeinem Grund nicht einer Meinung gewesen sein, denn plötzlich flog die Hintertür des Verkaufsstandes auf und zuerst das Kind und anschließend die Mutter stürmten heraus.
Anfangs dachte ich an einen Brand oder so, aber der junge Mann lief zielstrebig zum Auto der Mutter und sperrte sich darin ein.
Nach einiger Zeit atemlos angekommen, begann Mama mit den Fäusten auf die Seitenscheibe zu trommeln, um dem kleinen Bösewicht mitzuteilen, er möge doch unverzüglich die Fahrzeugtüre öffnen.
Der wiederum ließ sich davon nicht wirklich beeindrucken, sondern machte einfach das Radio an und tat so als würde er nun losfahren.
Mama lief inzwischen zur Hochform auf und ihre Stimme überschlug sich bereits.
Was wiederum zur Folge hatte, dass der junge Autofahrer das Autoradio noch lauter schaltete.
Zu guter Letzt zog Mama unverrichteter Dinge ab und verschwand wieder in ihrem Kiosk.
Der Kleine strahlte, als ob er sich gleich im siebten Himmel befände und als die Luft rein war, machte er sich prustend aus dem Staub…

16. Mai 2008

Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht………………


Diese Liedzeile vom großen Emmerich Kalman hat mich irgendwie inspiriert.
Sabine ist nicht an Bord und so wollte ich mich, vielleicht unbewusst, irgendwie anderweitig umsehen. Was liegt da näher, in den Kykladen, als Milos.
Hier soll es ja die berühmte "Venus von Milos" geben.
Sie wurde in der hellenischen Epoche geschaffen, damals hieß sie noch "Aphrodite von Milos" und soll eines der zauberhaftesten Wesen überhaupt gewesen sein.
Hier angekommen habe ich mich sofort mit Imke und Uli von der Eiland an Land begeben um nach der Venus zu suchen.
Offensichtlich dürfte ich zu intensiv geschaut haben, weil plötzlich ein Glas meiner neuen, teuren Sonnebrille auf nimmer Wiedersehen im Ägäischen Meer verschwand.
Uli wird versuchen es morgen für mich raufzutauchen, sofern ich ihm verspreche, mich nicht mehr nach den aktuellen Nachkommen der Venus umzusehen, hat er gemeint.

Ansonsten ist Milos eine typische Kykladeninsel.
Schon in der Bronzezeit war Milos ein kulturelles Zentrum.
Von hier aus wurde die Ägäis besiedelt. Im Peloponnesischen Krieg stand es auf der Seite der Spartaner, was zur Folge hatte, dass die Athener das nicht guthießen und hier einfielen und alle Männer erschlugen und die Frauen und Kinder versklavten.

Die Franken und anschließend die Türken kolonisierten die Insel, die es danach zu beträchtlichem Wohlstand brachte, nicht zuletzt deshalb, weil eine umfangreiche Piratenflotte die gut geschützten Ankerplätze der Insel als Schlupfwinkel benutzte.

Heute gibt es hier ein beschauliches Leben und der Massentourismus hat noch nicht Einzug gehalten und aus diesem Grunde werde ich auch ein paar Tage hier bleiben.

Venus von Milo

13. Mai 2008

Hannes alleine an Bord:

Heute ist der große Tag – vielleicht…
Als ich wach werde führt mich mein erster Weg sofort zum Computer.
UPS meint, dass mein Autopilot nicht geliefert werden könne, da die Zustelladresse noch nicht ermittelt werden konnte.
Location - Flughafen Athen! Ich überlege schon, ob ich mich nicht gleich selbst in den Flieger nach Athen setzen soll, um das Ding abzuholen… Durch ein Telefongespräch erfahre ich aber dann, dass sich der Autopilot doch auf Naxos befindet und ich hole das Paket schließlich selbst bei SpeedEX Naxos im Büro ab.
Nun kann endlich mit dem Einbau begonnen werden.
Oh Schreck was ist das denn? Der Kurscomputer ist ja viel größer als der alte und somit passt er nicht ins vorgesehene Fach!
Was jetzt?
Wie immer, wenn ich einen technischen Rat brauche, rufe ich Tommy Palmetshofer in Linz an.
Der erklärt mir, dass der Kurscomputer nur stehend montiert werden darf, weil ansonsten der Gyro Sensor nicht funktionieren würde.
Super Neuigkeiten und da steh ich nun ich armer Thor und bin so klug als wie zuvor …..?
Und dann meint der liebe Tommy natürlich auch noch lapidar ich müsste dieses Ding nicht nur einbauen, sondern ich solle das auf jeden Fall auch ordentlich und sauber erledigen!
Ich sehe diesen Kerl jetzt vor mir und höre schon das Glucksen in der Leitung – wahrscheinlich kann er sich gar nicht mehr halten vor lauter Lachen…
Jetzt ist es an der Zeit zu beweisen, dass ich auch mit meinen 2 linken Händen etwas zuwege bringen kann.
Ein Plastikschneidbrett wird zu einer Halterung umgebaut und mit Silikon und Schrauben in das dafür vorgesehene Fach geklebt.
Auf dieser Konstruktion montiere ich den Kurscomputer.
Das Anschließen war dann ein Kinderspiel und so kann ich kurze Zeit später feststellen, dass alles funktionstüchtig ist ich endlich in Richtung Zakynthos starten kann.
An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an Tommy Palmetshofer (www.palmetshofer-nautic.at ) der mir sofort aus seinem Urlaub einen neuen Kurscomputer organisiert hat.
Ebenfalls recht herzlichen Dank an die Trans-Ocean Stützpunkleiter Elena und Costa Vilantoni hier in Naxos, die wirklich äußerst hilfsbereit mit Rat und Tat Hilfeleistung anbieten.

Der neue Kurscomputer

8. Mai 2008

37°06,36`N 025°21,98`E     N A X O S

Auf dem zwanzig Meter hohen Riff am Nordrand des Hafens erhebt sich in gebieterischer Einsamkeit das Tor „Palati“!
Von Land her scheint es ins Meer zu führen, doch als wir uns von der See her näherten scheint es „Tretet ein – hier nach Naxos“ zu rufen!
Die größte und schönste Blüte im Kranz der Kykladen liegt vor uns.
Hier hat einst Theseus der Athener Königssohn seine Geliebte Ariadne, Tochter des Minos, sitzengelassen, als sie gemeinsam aus Kreta geflohen sind. Hier werde auch ich meinen Hannes zurücklassen müssen, da ich einen dreiwöchigen Heimaturlaub gebucht habe.

Meinem Untröstlichen sollte Naxos dennoch zur Stätte des Trostes werden, wird ihm doch hierher in den nächsten Tagen ein „funkelnigelnagelneuer“ Autopilot via UPS zugestellt.
Somit bin auch ich beruhigt, weiß ich ihn doch so in bester Gesellschaft, wenn er in den kommenden drei Wochen den Peloponnes umrunden wird.

4. - 6. Mai 2008

Unglaublich aufregende Tage auf See!
Mein Abflugtermin am 9. Mai von Naxos via Athen nach Wien rückt immer näher und gerade jetzt scheint sich eine Meltemi-Situation aufzubauen.
Nun, das können wir aber gerade gar nicht brauchen!
Dieser Wind, der eigentlich erst im Juni beginnt, kommt meist recht stark aus nördlicher Richtung und hält einige Tage an.
Wir warten einen Tag in der geschützten Bucht von Vathy, sogar hier hat es in den Böen bis 5 Beaufort (38 km/H)!

Hannes holt via Funk Wetterbericht. Die Gripfiles bestätigen, was wir bereits von „Olympia Radio“, dem griechischen Wetterdienst wissen.
Nord-Nordostwinde 5 bis 6 Beaufort, grobe See! Keine signifikanten Änderungen in den nächsten 48 Stunden!

Schon an der Ausfahrt sehen wir die weißen Schaumkronen.
Mit stark gerefften Segeln geht es hoch am Wind los in Richtung Amorgos.
Nachdem unser Autopilot vor einigen Tagen seinen Geist aufgegeben hat, bin nun auch ich gefordert, bei Windstärken bis zu 50 km/h und gegen eine 5er Welle, das Steuerrad hoch am Wind zu halten – und es beginnt mir sogar Spaß zu machen…..

Gerade als ein Delphinpärchen sein geschmeidiges Sprungspiel backbords treibt, beginnt unsere ausgelegte Angelschnur zu surren.
Hannes kämpft wie ein Löwe (nomen est omen, ist er doch im Sternzeichen einer…) und schwuppdiwupp hat er einen ca. 1,2 m langen Thunfisch an Bord!
Ich jubiliere und überlege mir schon die Zubereitung für heute Abend: "...im Rohr mit Tomaten, Zwiebeln und Zucchini oder doch lieber mit Weißweinsauce und den Rest muss ich dann gleich portionsweise einfrieren…" - da verabschiedet sich das Prachtexemplar mit einem doppelten Rittberger über die Reling – oooochhh....also doch Resteverwertung von gestern!

Aber: wir haben zumindest ein tolles Etmal geschafft und es besteht wieder Hoffnung, dass ich den Flieger in Naxos erreiche!

3. Mai 2008

Höchste Zeit über ein kulinarisches Highlight zu berichten.
Gestern holte uns die Wirtin der Taverne Ixthioessa in die Küche und zeigte uns voller Stolz eine weiße Plastiktüte, aus der ich vorerst nur Spindelgebein hervor kriechen sah.
„Astakos“ – viel versprechendes Lächeln der Griechin - und Imkes Augen begannen plötzlich noch mehr zu strahlen!
Ein Geheimnis wurde gelüftet: Imke liebt Langusten!
Ich musste gestehen, dass ich (typisch Landpomeranze aus der Südsteiermark), so etwas noch nie gegessen hatte und nun war eigentlich für alle klar: das muss heute und hier geschehen!
Schnell haben wir uns dann entschieden und beim Abwiegen konnten wir miterleben, wie das Tier von der Waage gesprungen ist und über die Treppe in den Keller flüchten wollte.
Der Sohn des Hauses erklärte uns dann, dass die Tiere mit Netzen gefangen werden und ganz frisch erst vor wenigen Stunden mit den Kaikis (Ruderbarke) in den Hafen gebracht wurden.
Frischer geht es wohl nicht mehr…
Das weiße Fleisch war wirklich eine Delikatesse, der frische Geschmack des Meeres in reinster Essenz – Gaumenfreude auf höchstem Niveau, dazu herrlicher Weißwein und wunderbare Tischgesellschaft!
Ein unvergesslicher Abend und mein absolutes Lieblingsgericht „geröstete Leber mit Petersielkartoffel“ hat einen Konkurrenten bekommen…..

2. Mai 2008

Wir liegen im Hafen von Astypalaia, wohl unsere vorläufig letzte Station im Dodekanes.
Die weißen Häuser mit ihren blauen Fensterläden erinnern mich an ein Baukastenspielzeug in meiner Kindheit. Liebevoll eines auf das andere in den Berg hineingesetzt und an ihrer Spitze eine alte Burg mit einer kleinen Kirche – von den Einheimischen Chora genannt.
Warum sind die Holztüren und Fensterläden eigentlich alle blau gestrichen?
Ein starker Kontrast zu den schneeweißen Hauswänden.
Hannes weiß die Antwort:
Als die Italiener den Dodekanes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert besetzt hatten, strichen die Inselbewohner ihre Häuser, aus stillem Protest, in den Nationalfarben Griechenlands.
So entstand ein unverwechselbares Landschaftsbild, das sich bis heute erhalten hat.

1. Mai 2008

Heute ist der 1. Mai 2008 und anstatt eines Textes für unsere Freunde gibt es heute einen Eintrag ausschließlich für meinen Hannes!

Mein lieber Bub!
Seit 9 Jahren gehen wir einen gemeinsamen Weg!
Wir haben in unserer Beziehung Stürme überstanden, wir haben Freud und Leid miteinander geteilt und Schicksalschläge bewältigt.
Das Leben war nicht immer einfach, wie wir es gerne gehabt hätten, manchmal erforderte es viel Geduld und Kraft.

Ich freue mich auf die vielen einmaligen Erlebnisse und Erfahrungen, die uns noch bevorstehen, die uns bereichern werden und an denen wir gemeinsam wachsen können und ich wünsche uns alles, was unser Leben mit Sinn erfüllt und was sich nicht kaufen lässt!

Vor allem aber möchte ich dir heute sagen wie dankbar ich bin, dass es dich gibt und wie lieb` ich dich hab!