26. September
„Klatsch und Tratsch“
10 Tage lang haben wir unsere erste Insel im Atlantik erkundet und einige interessante Informationen über Land und Leute erhalten. Ein seit nahezu 20 Jahren hier lebender Deutscher hat uns Dinge erzählt, die ein durchreisender Tourist sonst niemals erfahren würde.
So gibt es aufgrund von ungesunder Ernährung viele gesundheitliche Probleme bei den Einheimischen, die sich von schlechten Zähnen bis zu einer sehr hohen Krebsrate auswirken und die ärztliche Versorgung fast nicht leistbar ist.
Weiters liegt das monatliche Einkommen für Pensionisten bei 200 Euro und für Arbeiter bei ca. 600 Euro.
Der nach außen hin hohe Lebensstandard wird mit Krediten finanziert und die Laufzeiten wurden erst kürzlich von 30 auf 50 Jahre erhöht, weil die Menschen die monatlichen Belastungen nicht mehr tragen können, was sie aber nicht daran hindert bei einer Straßenlänge von geschätzten 10 km zwei Autos pro Familie zu besitzen.
Das örtliche Bezirksgericht schiebt eine Warteliste von 400 Verhandlungen vor sich her, wo es vorwiegend um Nachbarstreitigkeiten gehen soll. Eine weitere Eigenart des Inselvolkes soll sein, dass gewisse Dinge außerhalb der Augen Justitias geregelt werden. Brennt zb. einmal eine Garage aus, so weiß die ganze Insel, dass es hier jemand mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen hat.
Für Erholung suchende Urlauber jedoch ist die Insel ein wahres Paradies. Ein 11 km langer Sandstrand, glasklares Wasser, gute Luft und eine Anzahl hervorragender Lokale bieten dem Besucher was sein Herz begehrt.
Für uns ist es jedoch Zeit nach Quinta do Lorde auf Madeira aufzubrechen, um von dort aus die Blumeninsel im Atlantik zu bereisen.
26 September
Cayenne neben Unicorn und Freyheit
19. September
33° N 16° W
Kaum sind wir im Hafen von Porto Santo /Madeira Archipel vor Anker gegangen, als uns unser Freund Norbert zur ersten 600 Seemeilen langen Atlantikpassage telefonisch gratulierte.
95 Stunden zuvor war es ebenfalls Norbert, der uns 10 Minuten vor dem Auslaufen „Viel Glück“ wünschte und uns noch schnell ein paar wertvolle Tipps bezüglich der Strasse von Gibraltar mit auf den Weg gab.
Wir setzten unmittelbar nach dem Start unter dem „Felsen“ die Segel und konnten mit dem angekündigten Ostwind raus auf den Atlantik und mit bis zu 11,3 Knoten Fahrt in Richtung Madeira brausen. Wir querten das Fahrwasser und segelten eng an der marokkanischen Küste entlang, bis wir offenes Wasser erreichten.
Die ersten eineinhalb Tage waren aufgrund einer alten Dünung und dadurch konfusen Welle wirklich äußerst unangenehm und selbst meine beiden Männer an Bord benötigten viel Zeit, um sich daran zu gewöhnen und anschließend die weiteren Tage wirklich genießen zu können.
Ich hingegen war am dritten Tag soweit, dass ich nur noch einen Gedanken im Kopf hatte: Bei nächster Gelegenheit steige ich aus, weil es keinen vernünftigen Grund gibt, sich solchen körperlichen und seelischen Belastungen freiwillig auszusetzen! Beim Zähneputzen fiel ich auf das Toilettenbecken, beim Frühstück schüttete ich den Orangensaft in ein Fach mit Lebensmittel und dann fiel auch noch beim Palatschinkenkochen die Ölflasche um und bereitete eine Riesensauerei in der Pantry.
Damit nicht genug, es streikte auch mitten auf der Überfahrt die Grauwasserpumpe und so mussten wir nach dem Duschen oder Geschirrspülen händisch die Bilge entleeren.
Nach einem ausgesprochen freundlichen Empfang durch das hiesige Marinapersonal haben wir neben unseren schwedischen Bekannten Anna und Hakan an einer Boje festgemacht, ein außergewöhnlich feudales Frühstück genossen und die Reise Revue passieren lassen.
Danach waren sich meine beiden Männer einig: Es war eine geniale Fahrt!
Ich muss gestehen, auch in mir keimte etwas wie Stolz auf, da ich auf dieser Strecke ja auch aktiv segelte, die Crew täglich kulinarisch verwöhnte und auch meine Nachtwachen alleine durchgestanden habe. In Anbetracht dieser Tatsache, habe ich die Strapazen der letzten Tage schon wieder (fast…) vergessen…. Dazu trägt auch der Charme dieser kleinen portugiesischen Insel bei, auf der wir uns bereits ausgiebig umgesehen haben und uns ausgesprochen wohl fühlen.
Heute haben wir unseren lieben Freund Gert verabschiedet, bei dem wir uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für seinen Einsatz und seine Freundschaft bedanken möchten.
Hafen von Porto Santo
12. September
Unseren lieben Freund Gert aus Graz haben wir in Roquetas de Mar an Bord genommen und so begleitet er uns jetzt auf einer für Weltumsegler äußerst kniffligen wie auch interessanten Etappe.
Er ist selbst passionierter Segler von Kindesbeinen an und Eigner einer wunderschönen Sunbeam 44. Bereits kurz nach dem Auslaufen von Roquetas de Mar gibt er uns wertvolle Tipps beim Trimmen, zupft hier und da, verstellt mal kurz den Traveller und unsere Cayenne läuft so mir nix dir nix mit bis zu 10,5 Knoten dahin….…
Die Männer stehen beide um Mitternacht im Cockpit, als ich mich dazugeselle und wir lassen gemeinsam den berühmten Affenfelsen im Mondlicht auf uns wirken. Wir befinden uns auf englischem Territorium und die vielen Ankerlichter der großen Frachter vermischen sich mit den Positionslichtern der fahrenden Schiffe.
In der Bucht von Gibraltar ist die Befeuerung schlecht und 3 Augenpaare sind voll konzentriert, um die Einfahrt zu einer Marina zu finden und nicht an der unmittelbar angrenzenden Flugzeuglandebahn anzulegen!
Europa Point - das Tor zum Atlantik – 2499 Seemeilen seit Marmaris – nun sind wir hier!
In der Marina sehen wir Luxusyachten neben vergammelten Booten, ein buntes Treiben verschiedenster Nationalitäten und darunter sind wohl auch einige, die eine große Reise vorhatten und hier hängen geblieben sind….
Der Ausflug zur St. Michael Cave, des Great Siege Tunnel, der Herkulessäulen wurde zu einem Highlight mit einem Erlebnis am Affenfelsen, wo wir Zeugen eines "Raubüberfalls" wurden! Ein Affe entriss einem Touristen sein "Magnum-Eis", hatte es in Bruchteilen einer Sekunde ausgepackt und verspeiste es genüsslich unter den Blicken der verdutzten und lachenden Besucher!
Morgen werden wir hinausfahren auf den großen Teich – ein großer Schritt für uns!
Cirka 600 Meilen, das bedeutet mindestens 4 Tage auf See, wahrscheinlich werden es 5…
Der Wetterbericht verkündet für diese Zeit Nordostwind – könnte besser nicht passen für uns – wir freuen uns auf diesen Törn und melden uns wieder aus: MADEIRA!
Räuber auf frischer Tat .......
3. September
Auf Regen folgt meist Sonnenschein!
Nach zwei gemütlichen Tagen in Cartagena haben wir nun wieder Energie getankt, zwei ganz liebe Bayern, die Betty und den Anton mit ihrer schönen SY Cassiopeia, kennengelernt und gemeinsam fuhren wir quasi Seite an Seite die 95 Seemeilen nach Almeria an der Costa del Sol.
Hier wurden wir bereits von Helga und Charly erwartet, die übrigens ebenfalls aus dem Land unserer Lieblingsnachbarn sind und mit einem ganz tollen Schiff gegen Westen ziehen (einer Amel Santorin....)!
Aus dem Begrüssungsschluck auf der Cassiopeia wurde bald ein ausgiebiger Brunch mit Bierchen, Sekt und Hühnersuppe!
Es geht uns ausgezeichnet, wir fühlen uns pudelwohl und genießen diesen herrlichen Tag mit unseren neuen Segelfreunden, bevor wir wieder unsere Siebenmeilenstiefelchen überstreifen und weiterziehen.