8 Monate in Sydney
16. März 2021
Unfassbar wie die Zeit vergeht. Während Europa und die meisten anderen Teile der Welt gegen die Corona Pandemie kämpfen, befinde ich mich im gelobten Land. Mit Ausnahme von Neuseeland und einigen einsamen Inseln vielleicht, gibt es meiner Meinung nach keinen besseren Ort, wo ich in Zeiten wie diesen sein möchte.
Die Australier sind in jeglicher Hinsicht relaxter als andere Völker dieser Erde und so ist es mir in den ersten Wochen gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Ruhe und Gelassenheit in Sydney auch zum Teil mit den Reisebeschränkungen zu tun haben könnte. Nachdem seit 17. März 2020 keine Touristen ins Land gelassen werden, bleiben die Ressourcen den Aussies und einigen glücklichen Touristen vorbehalten, die es geschafft hatten, früh genug ins Land zu kommen.
Wie schon mal erwähnt ist Port Jackson, wie der große Naturhafen von Sydney genannt wird, wirklich interessant. Er wurde bereits vor ca 40.000 Jahren von den Aborigines besiedelt und seit dem 18. Jahrhundert auch von den Weißen. Er bietet so viele Möglichkeiten die Umgebung zu erkunden, dass man alleine im Hafen locker einige Wochen umher segeln kann und immer wieder Neues entdeckt. Die zuständigen Behörden waren im vergangenen Jahr sehr kulant und haben die 28 Tage Regel nicht kontrolliert. Normalerweise darf man 28 Tage im Jahr im Hafen ankern, darüberhinaus ist man angehalten, eine der sündteuren Marinas aufzusuchen, oder eine Moorig zu mieten.
8 Monate sind aber trotzdem eine lange Zeit und so fragt man sich natürlich, wie man sich hier beschäftigt.
In meinem Fall war es ein Mix aus Arbeiten am Boot und Sightseeing. Am Katamaran einer Segelfreundin, die ihr Boot auf eine große Reise vorbereitet, war viel zu tun, auf der Yacht eines befreundeten Iren mit neuseeländischem Reisepass auch und Cayenne bekam ein neues Solarpanel,
...einen Victron Solarregler mit Bluetooth Funktion, einen neuen Windgenerator, neues Ankerlicht mit dazugehörendem Dämmerungssensor und eine neue Matratze für die Koje. Der Dingimotor wurde serviert und ein neuer Vergaser montiert.
Auch war ich einige Male bei meinen Freunden Frauke und Rudi eingeladen. Die beiden wohnen etwas außerhalb von Sydney und haben dort ein schönes Anwesen mit einem großen Grundstück.
Da war es dann auch willkommen, dass ich den Rasenmäher so gut im Griff hatte. Für mich war das eine willkommene Abwechslung und ich genoss das Landleben in vollen Zügen.
Gründe um Parties zu feiern gab es dort auch und über Neujahr hatten mich die Beiden auf Cayenne besucht. Wir schipperten 5 Tage zu vielen sehenswerten Plätzen im Hafen, besuchten meinen Lieblings-Yachtclub in Drummoyne und genossen einen unbezahlbaren Blick auf die Harbour Bridge und das Sylvester Feuerwerk.
Aber wie es so ist im Leben, hat alles ein Ende und so war die Zeit gekommen, von Sydney Abschied zu nehmen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließ ich die größte Stadt Australiens und begab mich auf den Weg nach Brisbane.
Vor über 2 Jahren sind wir die Küste von New South Wales nach Süden gesegelt und ich hatte vergessen, dass uns die Strömung damals so richtig „ ngeschoben" hatte. Dieser Umstand macht mir jetzt einige Mühe. Der Ostaustralstrom (EAC - East Australian Current) läuft von der Südsee kommend die australische Küste entlang nach Süden und kann im Sommer eine Stärke bis zu 4 Knoten aufweisen. Wenn man dann mit 7 Knoten segelt, bleiben 3 übrig, die dich langsam nach Norden bringen. Dazu kommt noch der Umstand, dass man im Idealfall stärkeren Südwind vorherrschen hat, um Strecke nach Norden gutzumachen. Das bewirkt aber, dass Wind gegen Strömung konfuse und kurze Wellen erzeugt. Alles in allem ein etwas ungemütliches und zeitaufwendiges Segeln
Im Moment befinde ich mich im Clarence River. Yamba und Iluka sind kleine Küstenorte, die sich auf den Fremdenverkehr eingerichtet haben. Das bringt eine Vielzahl von guten Lokalen mit sich und natürlich auch ein ausgeprägtes Urlaubsfeeling. Das klingt jetzt vielleicht eigenartig, wenn man seit nahezu 19 Jahren im „Urlaub“ ist, aber dieses Gefühl hatte ich in der Großstadt nicht. Etwas weiter weg vom Großraum Sydney sind die Wassersportler wieder weniger von sich eingenommen und an Gesellschaft interessiert. Das heißt, dass man hier am Abend zusammen sitzt und über Gott und die Welt plaudert. Zugestelltes Frühstück und Einladung zum Abendessen inklusive.
Zum Glück kann ich hier noch etwas Zeit verbringen, bevor ich Ende April meine Freiheit vorübergehend aufgeben und nach Österreich fliegen werde.