20. Oktober 2018
Von giftigen Schlangen, einem Dugong, das sich seine Welt mit Schildkröten und Pilotfischen teilt und einer erfolglosen Unterwasseraktionen im Trüben!
Neukaledonien ist von der weltgrößten Lagune umschlossen und ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Hier im Hafen von Kuto braucht man nicht einmal ins Wasser zu gehen, um in den Genuss des Anblicks von exotischen Meerestieren zu kommen. Jeden Morgen schwimmen 2 grosse Schildkröten durch die Bucht und mittlerweile leben 8 Pilotfische unter Cayenne. Lotsenfische werden die eigenartig anzusehenden grauen Fische auch genannt, weil sie angeblich Haie zu ihrer Beute führen.
Ein Dugong lebt ebenfalls hier und dort wo Seegras am Meeresboden wächst, sehen wir die scheue Sehkuh hin und wieder auf- und abtauchen.
Das Highlight der hiesigen Fauna war für mich aber der beinahe hautnahe Kontakt mit der extrem giftigen blaugrau gestreiften Seeschlage, die sich bei unseren Freunden in der Backkiste eingenistet hat.
Seeschlangen gehören zu den Giftnattern und ihr Biss ist tödlich. Eigentlich sind sie friedlich und scheu, aber leider verfangen sie sich recht oft in den engmaschigen Netzen der Garnelenfischer. Mitte Oktober starb ein junger Mann in Australien innerhalb von wenigen Stunden am Biss dieses marinen Reptils.
Unser Nachbar Ding ist Engländer und er ist grad ziemlich verzweifelt. Er hat auf einer Insel 35 Seemeilen von hier einen Flügel seines Propellers verloren. Zwar besitzt er einen Ersatzpropeller, aber er kann selber nicht tauchen, um den auszutauschen, weil er gerade eine Netzhautoperation machen hat lassen.
Ein anderer Seglerkollege aus den USA hat das Equipment an Bord und ist ein erfahrener Taucher. Er bietet seine Hilfe an, aber nur unter der Bedingung, dass ihm jemand unter Wasser assistiert bei den Arbeiten.
Ich hab zwar einen Tauchschein, aber überhaupt keine Freude daran jetzt ins Wasser zu gehen, wo ich gerade die giftige Seeschlange gesehen habe und die 8 riesigen Pilotfische unter Cayenne wohnen. Ausserdem ist das Wasser total trüb.
Gut ein Dutzend Boote liegen hier vor Anker, da wird sich doch wohl ein gestandenes Mannsbild finden, der das machen kann! Denkste! Entweder wollen die Männer nicht, oder sie können es nicht, weil sie keine Ausbildung haben. Also erbarme ich mich und hole meinen dicken Neoprenanzug aus der Backkiste. Dass die Angelegenheit in 20 Minuten erledigt wäre, das konnte ich nicht glauben und mir wird schnell einmal kalt beim Tauchen.
Das mit dem dicken Neoprenanzug war übrigens eine kluge Entscheidung von mir, denn erstens war das Unterwasserschiff von Ding übersät mit scharfkantigen Seepocken, an denen ich mich sonst leicht verletzt hätte und zweitens waren Peter und ich 1 1/2 Stunden unter Wasser mit der Demontage des alten Propellers beschäftigt.
Genutzt hat alles nix, das Ding ging einfach nicht ab….
15. Oktober 2018
Was ist Bougna, wer erweckt Kuto aus seinem Dornröschenschlaf und warum ich im Paradies an die Schuhplattler denke….
Die Pinieninsel hat auf französisch einen sehr schön klingenden Spitznamen: „L`ile la plus proche du paradis“ - was übersetzt bedeutet: "die nächste Insel zum Paradies“. Allein dieser vielversprechende Kosename, der in diversen Werbemagazinen verwendet wird, zieht die Touristen wahrscheinlich magisch an. Kein Wunder, dass wöchentlich mindestens 2 Kreuzfahrtschiffe hier im Hafen liegen.
Dann ist es natürlich vorbei mit der Ruhe in diesem ansonsten recht idyllischen Ort. Die Verwandlung des sich im Dornröschenschlaf befindlichen Kuto erfolgt innerhalb von Minuten und ist unübersehbar!
Der Anlegesteg ist dann mit handgefertigten Bastelarbeiten geschmückt und die Gäste des Kreuzfahrtschiffes dürfen (müssen) paarweise durch ein schönes, mit Blumen verziertes, Palmentor schreiten. Praktischerweise steht da ein Fotograf parat, der diesen Höhepunkt bildlich festhält und (für ein kleines Vermögen) sein Werk später zum Kauf anbietet.
Lokales Kunstwerk ziert den Hafen.
Eine einheimische Tanzgruppe befindet sich ebenfalls mit traditioneller Körperbemalung und Bastsöckchen vor Ort und heißt die Gäste auf ihre Art willkommen. Ich finde das schön, vor allem, weil das Theater ja nicht jeden Tag stattfindet. Es erinnert mich an unsere Trachten und die Schuhplattler in Österreich. Jedes Volk hat seine Tradition und seine Kultur. Ich mag das und schaue mir sowas immer wieder gerne an.
Fast ein kleines Dorf hat man hier innerhalb kürzester Zeit im Hafen aufgestellt.
Überall sind überdachte Läden, die Ramsch und Kitsch, aber auch schöne handgefertigte Souvenirs anbieten.
Aus Palmblättern werden Hüte, Handtaschen etc. angefertigt.
Und man kann den Frauen sogar dabei zusehen, wie sie diese schönen Sachen herstellen.
Natürlich gibt es auch massenweise Buden, die etwas zu Essen anbieten.
Das traditionelle melanesische Gericht Neukaledoniens heisst BOUGNA. Zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten, traditionellen Festen oder eben um Gäste willkommen zu heissen, bereitet man dann eine Mischung aus diversen Gemüsesorten (Süsskartoffel, Taro- oder Yamwurzeln) mit Fisch, Meeresfrüchten oder Fleisch in einer Kokosmilchsauce vor. Das ganze wird fest in Bananenblätter gepackt und im Erdofen auf heissen Steinen 1-2 Stunden gegart.
Einige Stunden lang bleibt das Kreuzfahrtschiff im Hafen. Mein kommt es frühmorgens und fährt gegen 15 Uhr wieder ab. Während dieser Zeit geht es rund an Land. Neben Essen, Trinken und Souvenirs werden noch Tänze und Musik von den Einheimischen dargeboten, Busse transportieren Menschenmassen quer durch die Insel zu den diversen Sehenswürdigkeiten und die ansonsten leeren Strassen sind stark frequentiert.
Natürlich ist das alles extra für die Touristen arrangiert und vorbereitet, aber wie soll man sonst einen Eindruck erhalten, wie die Einheimischen früher hier gelebt haben oder auch heute noch ihre Feste feiern?
Gegen Mittag werden die Gäste wieder zum Kreuzfahrtschiff zurück gebracht. Das geht sehr zivilisiert und organisiert von statten. Muss es auch bei hunderten oder tausenden Menschen.
Und kaum ist das riesige Schiff wieder weg, da haben wir diese, dem Paradies so nahe, Insl wieder ganz für uns alleine.
11. Oktober 2018
Kuto
Eine Rad- und eine Bergtour!
Seit fast einer Woche liegen wir vor Anker in der malerischen Bucht von Kuto auf Ile des Pins. Die Bucht ist voll mit Segelbooten was angeblich untypisch ist, aber die Go-West Rallye ist in Neukaledonien eingetroffen und einige Teilnehmer davon sind eben auch hier. Uns stört das nicht, denn die Segler sind alle sehr nett und es gibt genug Platz hier. Außerdem ist der Anblick der sich wiegenden Boote im türkisblauen Wasser vom Strand aus wunderschön anzusehen.
Apropos Strand: Schneeweisser Sand, der sich beim Betreten desselben, weich wie Puderzucker in die Zwischenräume der Zehen schmiegt, umsäumt die ganze Bucht! Noch nie in meinem Leben hatte ich so feinen Sand unter meinen Füssen!
Morgens wenn ich aufwache und mich umsehe, blendet mich eine Palette von Blautönen!
Kuto besitzt 2 dieser atemberaubenden Buchten. Selbstverständlich gibt es einige Hotelanlagen hier. Es ist ein Paradies zum Schnorcheln, Schwimmen, Sonnenbaden oder einfach nur um Urlaub zu machen und die Seele baumeln lassen.
Ca. 1 km nördlich der Bucht befinden sich 2 kleine Läden, wo man Grundnahrungsmittel und sogar frisches Obst und Gemüse bekommt. Gleich visavis der Boulangerie sieht man eine überwucherte Ruine. Das war früher einmal ein Gefängnis. Im späten 19. Jahrhundert wurden Sträflinge von Frankreich und Algerien hierher deportiert. Der Friedhof liegt auch gleich nebenan.
Der höchste Punkt von Kuto ist der Pic N`ga. Auf 262 m Höhe befindet sich das Gipfelkreuz! Ja, ich weiß, das ist jetzt nicht wirklich hoch für einen Bergsteiger, aber glaubt mir der Anstieg hatte es in sich!
Aber der Ausblick hat sich wie immer gelohnt!
Am vergangenen Sonntag unternahmen wir mit unseren Freunden von der Tigoning und Hermann von der Pacific eine ausgedehnte Radtour.
Zuerst ging es nördlich in Richtung Flughafen. Nach 8 km gelangten wir zu einer Abzweigung, die uns in den tiefen Wald führte. Nach einigen hundert Metern fanden wir wonach wir gesucht hatten.
Die Grotte de la Troisieme! Mit Stirnlampe ausgerüstet klettern wir ins Innere der Höhle. Der Abstieg in die Grotte ist steil und glitschig und wir tasten uns vorsichtig voran.
Tief im Inneren sehen wir Fledermäuse und ganz tief unten befindet sich ein kleiner Frischwassersee!
Weiter geht unsere Tour in nordöstlicher Richtung bis zur schönen Haie d`Oro. Plötzlich finden wir uns am Eingang zu einem Naturelle Pool wieder. Der Eintritt kostet umgerechnet kaum 2 Euro und, obwohl wir nicht wirklich wissen, was uns erwartet, lassen wir die Fahrräder am Eingang stehen und machen uns auf Erkundungstour.
Der Weg zum Piscine Naturelle führt uns durch ein Gezeitengebiet, das umgeben ist von den Araucaria Pinnen, die der Insel auch den Namen geben. Fast 20 Minuten waten wir über den schlammigen Boden- viele tausend winzige Seesterne sehen wir.
Dann endlich sind wir da. Das Wasser ist türkis, das Pool geschützt durch ein Riff. Alison und Randall unsere beiden Botaniker sind ausgerüstet mit Badezeug, Schnorchel und Flossen und machen sich auf die Suche nach ein paar endemischen Fischen. Alison hat eine Unterwasserkamera dabei und erzählt uns im Nachhinein dass sie innerhalb von 15 Minuten 53 verschiedene Spezien am Video hatte, wovon sie 3 noch nie in Natura gesehen hatte. Sie arbeitet ehrenamtlich für eine Meeresforschungsorganisation und freut sich natürlich riesig über ihre Entdeckung!
In der Hotelanlage des Meridian gönnen wir uns eine kurze Verschnaufpause und einen exzellenten Kaffee.
Es hat jetzt so richtig zu schütten begonnen und wir haben erst die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Es hilft kein Jammern, Sonnenschein würde es auch nicht leichter machen!
Aber als wir nach 38 km Tagesstrecke endlich wieder in Kuto eintreffen, scheint bereits wieder die Sonne und das Paradies macht seinem Namen wieder alle Ehre!