25. März 2018
Putiki, Messie`s & Tajine
Wir machen einen Abstecher auf die südliche Seite von Waiheke. Da waren wir noch nicht und außerdem soll es dort ein wenig Infrastruktur geben.
Ca. 1 Meile lang ist die Putiki Bucht, die am Kennedy Point beginnt, wo die großen Fähren anlegen und wo man plant eine Marina zu bauen. Am Ende der Putiki Bucht soll die von uns bereits heiss ersehnte Siedlung Ostend mit Kaffeehäusern, Supermärkten und Internetmöglichkeiten liegen.
Wir legen Cayenne auf ca. 5 m Wassertiefe vor Anker und machen uns bereit für unseren Landgang. Es wird rasch ziemlich seicht und einige Boote, die hier an den Moorings liegen, kränken schon verdächtig….
Es gibt eine Bootsrampe, wo wir unser Dingi lassen können. Es ist 10 Uhr vormittags und bei der Hütte am Strand liegen ein paar Beine in der Sonne. Bei näherer Betrachtung sehen wir dann auch noch den Rest des Körpers.
Kurze löchrige Shorts, ein zerknittertes Hemd bedeckt teilweise eine sehr stark behaarte Brust und ein Strohhut das Gesicht. Den Hals schützt ein langer grauer, wild wachsenden Bart vor der brennenden Mittagssonne. Einige leere Flaschen stehen in Greifnähe der Hände und ich bilde mir ein ein leichtes Schnarchen zu vernehmen.
Leise, um den Mann nicht um seinen (wohlverdienten?) Schlaf zu bringen, machen wir uns auf nach Ostend. Schon nach einigen Gehminuten sehen wir die Supermarktkette Countdown, eine Laundry und einige kleine Geschäfte und Cafes. Ich frage mich durch, aber Internet gibt es keines.
Wir spazieren ein wenig in diesem, auf uns eher trostlos wirkenden, Dorf umher. Dann genießen einen „long black“ (Espresso lang mit extra heissem Wasser serviert) und beobachten die Menschen um uns herum. Entweder handelt es sich um Touristen, die man eindeutig an ihren Kameras oder ihrer Outdoorkleidung erkennt, oder es sind Lokals, die eher verwahrlost wirken und gelangweilt herumlungern. Es gibt natürlich einige wenige Ausnahmen, aber irgendwie hat dieser Ort für uns beide rein gar nichts Reizvolles. Gut, auch das kommt hin und wieder vor.
Nahe der Waterfront finden wir noch einen ganz tollen organischen Laden, der hervorragendes Obst und Gemüse anbietet. Ich bin also auf meine Kosten gekommen und die Füsse konnten wir uns auch etwas vertreten. Und beim Dingi angekommen ist der bärtige Mann nun munter und sitzt mit einem Gleichgesinnten an einem kleinen Tischchen. Verschmitzte Augen blitzen mich an, man grüsst uns freundlich und lädt uns auf ein Bierchen ein. Na, das ist doch nett! Dankend lehne ich ab. Der Tag ist noch zu jung dafür ;-)
Hannes fährt bewusst ganz nahe an dieses „Messie“ Boot im Hafen und ermahnt mich eindringlich: “So würde unsere Cayenne auch aussehen, wenn ich es zulassen würde!“ (Der spinnt wohl, als ob ich schon jemals Fender, Kanister, Planen, Rettungsringe, Leinen und so Zeugs gehortet hätte!)
Wir legen uns wieder einige Tage in den Tamaki River. Es gilt ein Geburtstagskind hochleben zu lassen und wir müssen auf unsere neuen Aufhängungen für den Motor warten. Hannes hat doch einige Vibrationen an der Maschine bemerkt und will diese engine mounts noch ausgetauscht haben.
Und last but noch least sind wir bei Helen und Gerald eingeladen in ihrem Haus zum Abendessen eingeladen.
Helen macht uns ganz was besonders Köstliches in einem Tongefäß, das sich Tajine nennt. Das ist ein spitzes schweres Kochutensil, in dem das Essen ganz langsam und schonend dampfgeschmort wird. Traditionell sollen diese Gefäße vor allem in der nordafrikanischen Küche Verwendung finden. Für uns war es eine neue Erfahrung und wir waren begeistert. Serviert wird das Essen im Topf und jeder nimmt sich, was und wie viel er mag. Fleisch, Fisch und Süssspeisen, alles kann darin gekocht werden. Ich überlege schon, was ich alles darin zaubern könnte, aber leider hat dieses Gerät in meinem kleinen Gasofen nicht Platz. (Hoppsala - ich ertappe mich - doch eine kleine Messie-Veranlagung???)
Hier auf der Südhalbkugel klopft der Herbst ganz leise an. Abends ist es schon etwas kühler und zwischendurch wird der Himmel schwarz und bringt heftige Gewitter mit viel Regen.
20. März 2018
Rankino Island / Hauraki Golf / NZ
Von der Einsamkeit in der Gemeinsamkeit...
Nur ein paar wenige Seemeilen trennen Motutapu von seiner Nachbarinsel im Norden. Wir ankern wieder in der uns bereits bekannten Woody Bay auf Rakino Island. Es ist Donnerstag und wir haben den Ankerplatz ganz für uns ganz alleine. Das kleine Motorboot in Strandnähe gehört zu einem Anrainer hier, der damit Gäste vom nahegelegenen Festland abholen kann.
Wir haben weder Wind noch Welle und so winscht mich Hannes auf den Mast. Ich soll eine nicht mehr benötigte Leine demontieren. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich am Anfang unserer Segelreise ziemlich Bammel hatte, hoch auf den Masten gezogen zu werden. Inzwischen war ich wohl schon mindestens 50 Mal hier oben und sehe es jetzt als Kinderspiel.
Eigentlich ist es jedes Mal eine Bereicherung. Von der Vogelperspektive aus, sieht die Umgebung nämlich noch viel, viel schöner aus:
Aber ich vergesse natürlich nicht, auch meine Arbeiten zu verrichten.
Es ist jetzt bereits Freitag und die ersten Wochenendsegler trudeln ein. Die Bucht wird bis am Abend ziemlich voll sein. Aber stören tut kein einziger. Denn die Neuseeländer sind, ganz anders als die Amerikaner, ein sehr zurückhaltendes Völkchen. Man kann tagelang in einer vollen Ankerbucht liegen, ohne jemals von einem Kiwi angesprochen zu werden. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass diese Zurückhaltung gegenüber Fremden an ihrem nahen Verwandtschaftsverhältnis zu den Briten liegt. Nicht aus Misstrauen oder Überheblichkeit sind sie Fremden gegenüber so distanziert, sondern meist sind sie zu höflich, um Menschen anzusprechen oder sich in Dinge einzumischen. Man muss schon selbst auf sie zugehen und das Gespräch beginnen, dann sind sie aber rasch offen und sehr gesprächig und vor allem wahnsinnig hilfsbereit.
Es ist an der Zeit, diese kleine Insel ein wenig zu erkunden.
Wir haben hier einen Deutschen kennengelernt - (ja, natürlich hat er uns angesprochen, als er mit seinem Kayak vorbeigepaddelt ist und die österreichische Flagge gesehen hat!) - der uns erzählt hat, dass er vor 35 Jahren nach Neuseeland ausgewandert ist. Er lebt in Auckland, hat hier aber ein Wochenendhaus. Lebensmittelgeschäft, Restaurant oder Bar würden wir vergeblich suchen auf dieser Insel. Auf der anderen Seite legt die Fähre an, die die Verbindung zur Außenwelt darstellt, wenn man selbst kein Boot besitzt. Der Großteil der Insel ist in privaten Händen, nur ein sehr kleiner Teil wird von der DOC (Department of Conservation) verwaltet. Es gibt aber keine Verbotsschilder an den Grundstücksgrenzen und wir könnten ungehindert durch die schöne Inselwelt spazieren, meinte er.
Auf unserer Erkundungstour an Land treffen wir auf keine 10 Menschen. Die Häuser sind zu 90% unbewohnt und nur 1-2 Gästehäuser haben ein paar Urlauber einquartiert, die wir nicht sehen, aber ihr Lachen von den Terrassen her hören. Die meisten Häuser sind hinter dichten grünen Hecken verborgen und haben ihre Frontseite natürlich mit Blick zum Meer ausgerichtet.
Ich habe meine Schuhe an Bord vergessen und wandere barfuß. Das ist hier in Neuseeland überhaupt kein Problem, weil es ja keine giftigen Tiere gibt, vor denen ich im tiefen Gras Angst haben müsste.
Herrliches saftiges Grün bedeckt die gesamte Insel - es hat ja vor ein paar Tagen auch gerade ausgiebig geregnet.
Eingebettet in einem Dschungel -
aber mit einer traumhaften Aussicht:
Unten: Ein kleines Cottage aus Holz mit viel Glas, das Ein- und Ausblicke erlaubt. Im Raum befindet sich ein riesiges Bett und 2 kleine Holzkästchen, sonst nix. Aber welche Aussichten hat man hier in diesem Liebesnest! Der benachbarte kleine Schuppen ist abgeschlossen und wird wohl die Notwendigkeiten haben, die man hier zum Überleben für ein paar Tage benötigt. Gas-, bzw. Wasservorratsflaschen und so Zeugs, nehme ich mal an…..
Die Aussicht:
Strandperspektiven:
Und bei Ebbe liegen die mit Muscheln bespickten Felsen frei:
14. März 2018
Motutapu / Hauraki Golf / NZ
Hola, eine Survival Party & die Volvo Ocean Racer!
Mein Kapitän ist schon sehr speziell. Er liebt gutes Essen, eisgekühltes Bier und interessante und gut gelaunte Menschen um sich. Und er feiert gerne.
Jeder der ihn kennt, der weiss das. Was nicht ein jeder weiss, das ist die Tatsache, dass er 2 Mal im Jahr seinen Geburtstag feiert. Einmal im August und 1 Mal im März. Aus diesem Anlass luden wir am Wochenende um den 10. März einige Freunde zu einer „Survival Party“ nach Motutapu Island ein.
Hier ein kleiner Film mit Ausschnitten von diesem Wochenende und was wir uns alles einfallen ließen, um es zu einem unvergesslichen zu machen:
Am Sonntag verlegten wir uns dann in die Station Bay. Der Zyklon Hola wird in abgeschwächter Form an diesem Sonntagabend auf Neuseeland aufprallen und die nächsten Tage über das Land hinwegfegen. Stürmische Windgeschwindigkeiten von bis zu 65 Knoten sind wieder angesagt - stündlich informiert New Zealand Maritime Radio. Wirklich ein hervorragendes Service bietet diese Wetterstation hier an. Und die Kiwis am Funk bemühen sich offensichtlich und sprechen so schön, dass auch wir Ausländer jedes Wort verstehen können!
Es kamen dann (zumindest hier auf Motutapu im Hauraki Golf) zum Glück nur etwas mehr als 30 Knoten und gerade so viel Regen, dass unser Schiff und unsere salzige Wäsche vom Wochenende mit dem aufgefangenen Regenwasser ordentlich gewaschen und gespült werden konnten.
Nach nur 1 Regentag klärte der Himmel auf und bescherte uns wunderschönes, immerhin noch windiges Wetter. Wir lassen es uns so richtig gut gehen und genießen 2 Tage lang diesen pittoresken Ankerplatz.
Mehrere Male gab es farbenprächtige Regenbogen…
und morgens einen wunderschönen Sonnenaufgang:
Heute segelten wir mit 25 Knoten südöstlichen Winden in die Army Bay - nach Whangaparaoa Peninsula, weil wir morgen einen Termin in Gulf Harbour Marine haben.
Wir testen unseren neuen Hydrogenerator und Hannes ist begeistert. Vom Segeln und vom neuen Stromerzeuger. Das ist aber eine andere Geschichte und davon berichtet mein Kapitän dann (hoffentlich) selber einmal (wenn er mal Muse hat!).
07. März 2018
Steuerbord Pinguine und Backbord Hammerhaie….unterwegs im Hauraki Golf:
Endlich, endlich, endlich sind wir wieder unabhängig und frei!
Der Motor funktioniert und wir sind nicht mehr gefangen an einem Dock in einer Marina. Ich könnte schreien vor Freude und Glück!
Wir schalten unsere Betty ein, um sicher zu sein, dass sie auch wirklich tadellos funktioniert. Dann kommt eine leichte Brise auf und wir setzen Segel und Kurs auf eine der Schatzinseln des Golfes. Welche? Das ist uns beiden komplett egal, wir sind uns einig: wo der der Wind uns hintreibt...
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Die Sonne brennt fast schon erbarmungslos auf uns nieder und ist hier in Neuseeland ja sehr aggressiv. Gut eingecremt genieße ich Wärme auf der nackten Haut, die Ruhe und die schöne Aussicht am Vorschiff.
In der Owhanake Bay auf Waiheke wollen wir die Neigung unseres Propellers nochmal nachstellen. Wir haben unsere Cayenne zwar erst vor ein paar Tagen kurz an Land gehoben, um das Unterwasser reinigen zu lassen und eben diese Propellereinstellung vorzunehmen, aber kontrollieren konnten wir dies erst im Wasser. Hannes ist mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden und so müssen wir das halt jetzt im Wasser nochmal nachjustieren.
Ich benötigen einige Anläufe, die Schraube ist sehr schwer zu verstellen. Immer wieder müssen wir dann auch Probefahrten machen, um zu sehen, ob die Steigung die Drehzahl verändert hat... 3 Mal musste nachgedreht werden, aber jetzt scheint es zu passen. Gut, dass wir den Hookamax haben - das ist sowas ähnliches wie ein Freediver. Er besteht aus einem Kompressor, der Sauerstoff über einen ca. 13 m langen Schlauch zum Atemregler pumpt. So kann ich in Ruhe und vor allem ohne Atemprobleme die notwendigen Arbeiten unter Wasser erledigen.
Arbeit macht hungrig - mittags gibt es ein Bohnen-Letscho mit Polenta - mhmm so ein einfaches Essen und so köstlich!
Wir lassen uns treiben und segeln mit dem Wind von einer Bucht zur anderen. Am Wochenende sind alle ziemlich überfüllt auf Waiheke - kein Wunder : die Kiwis genießen wie wir dieses herrliche Sommerwetter.
Auf dem Weg von der Oneroa Bucht nach Rakino haben wir dann wieder ein ganz besonders tolles Tiererlebnis. Wind haben wir kaum und die See ist fast spiegelglatt. Wir dümpeln mit 2,5 Knoten dahin und beobachten die Umgebung. Auf der Steuerbordseite schwimmen ganz viele kleine blaue Pinguine und einige kommen ganz nahe und lassen sich fotografieren. Einige Minuten später kommen dann 2 Hammerhaie auf der Backbordseite auf uns zu.
Neugierig sehen sie sich um. Die Pinguine sind zum Glück schon weg und unser Plastikköder, der an der Schleppangel hängt, ist auch uninteressant für die beiden Jäger.
Ich bin fasziniert von diesen Geschöpfen, respektiere sie aber auch sehr. Dann überlege ich laut: ... ob die wohl auch in die Buchten hineinkommen, wo ich doch relativ lange im trüben Wasser die Einstellung des Propellers vorgenommen habe? Sicher sind sie nicht allzu groß, aber auch kleine Haie fressen irgendwas und Mama und Papa sind sicher auch irgendwo unterwegs….. Jetzt bekomme ich eine Gänsehaut.
Hannes lacht (mich aus?), sagt aber nix und ich weiss ganz genau, was er jetzt denkt!
Schnell Themenwechsel:
Abendstimmung im Hauraki Golf: in Oneroa:
und in Rakino: